Folge 10: „Regina del mare“ und des Kinos: Sophia Loren

Eine Biographie von Sophia Loren

Sophia Loren: Mein Leben

Es ist, als säße man neben Sophia Loren auf einer großen, weißen Couch und tränke Kaffee. Sophia Loren erzählt so offen, gefühlvoll und anschaulich, nie würde man sich vorstellen, man säße ihr an einem großen Tisch distanziert gegenüber. Nein, Sophia Loren ist auch als Erzählerin ihres Lebens magisch, eindrucksvoll, souverän und zugleich nah wie eine gute Freundin. „Mein Gefühl sagt mir, dass ich mich in die Welt stürzen musste, ich wusste nur nicht, wie und wo. Und vielleicht nicht einmal, warum“ (S. 34). Es war nicht nur der Wunsch des Mädchens Sofia, als Schauspielerin ihre Gefühle auszudrücken, sondern es ist auch der Wunsch der Autobiographin Sophia Loren. Loren erzeugt in ihrer Autobiographie eine große Nähe zum Leser, indem ihre Sprache häufig wie aus dem Alltag gegriffen scheint, z.B. wenn sie fragt: „Ob mir das damals klar war? Schwer zu sagen.“ (S. 58). Loren bezieht so ihre Leser in den Erinnerungsprozess mit ein anstatt ihnen nur das Ergebnis dieses Prozesses zu präsentieren. Dieser emphatische und private Zugang, den Loren ihren Lesern zu ihrem Leben freilegt, wird bereits auf der ersten Seite der Autobiographie ausgestaltet. Im Prolog erzählt Loren wie sie am 23. Dezember, einen Tag vor Heilig Abend, in der Küche in den Vorbereitungen für die Feiertage steckt, während ihre Enkelkinder im Wohnzimmer rumoren und es an der Haustür klingelt. Nicht von der öffentlichen Perspektive des Schauspielstars, sondern aus der privaten Perspektive der Tochter und Schwester, der Mutter und Ehefrau ebenso wie der Freundin erzählt sie ihr Leben.

Auf leichte, aber eindringliche Art vermittelt Sophia Loren in ihrer Autobiographie ihren Lesern nicht nur ihren beruflichen und privaten Lebensweg, sondern auch die italienische Nachkriegsgeschichte und Filmwelt ebenso wie Ansichten und Einsichten in das Leben, die Liebe und den Lauf der Dinge, oft in anekdotischer Weise. Die Autobiographie Mein Leben ist 2014 zu Lorens 80. Geburtstag im Rizzoli Verlag mit dem Titel Ieri, oggi, domani erschienen. Der italienische Originaltitel war bereits 1963 Titel eines Films von Vittorio de Sica, in dem Loren die weibliche Hauptrolle in allen drei Episoden des Films spielte. Doch bis dahin war es ein weiter Weg.

Sophia Loren wurde als Sofia Villani Scicolone 1934 in ärmlichen und von Hunger geplagten Verhältnissen in Rom geboren, zog aber wenig später mit ihrer Mutter Romilda Villani nach Pozzuoli, einem ärmlichen Vorort von Neapel, wo sie aufwuchs. Sofia und ihre jüngere Schwester Maria waren unehelich, da der Vater Riccardo Scicolono bereits verheiratet war. Er kümmerte sich zeitlebens nicht um seine Töchter, die dessen Ablehnung und Kälte nie überwanden. Romilda versuchte mit der Schönheit ihrer Tochter Sofia auf Misswahlen, mit dem Modellstehen für Fotoromane und mit Komparsenauftritten Geld zu verdienen, um die Familie durchzubringen. Vittorio de Sica, einer der wichtigsten italienischen Regisseure des 20. Jahrhunderts, entdeckte die jugendliche Sofia in Rom, nachdem sie ein Zugticket in die Hauptstadt auf einem Schönheitswettbewerb gewonnen hatte. Ihre Wahl zur „Miss Rom“ im Jahr 1950 war eines von mehreren schicksalhaften Ereignissen ihres Lebens. Wenngleich sie dort nicht den ersten Platz gewann, so lernte sie dort ihre große Liebe, den viel älteren Filmproduzenten Carlo Ponti kennen, der zum Zentrum ihres Lebens wurde und mit dem sie die Kinder Carlo und Edoardo bekam. Carlo, der für Loren nicht nur ein Geliebter, sondern auch wie ein Vater, Freund und Berater für sie war, starb 2007 im Alter von 95 Jahren. Ihre Liebe zu Carlo wurde von seiner ersten Ehe überschattet, insofern seine Scheidung von der Kirche nicht anerkannt wurde und er mit Sofia zunächst keine Ehe eingehen konnte. Carlo ließ sich in Mexiko von seiner Frau scheiden und heiratete Loren 1957. 1962 wurde die Ehe jedoch annulliert. Loren, Carlo und Giuliana Fiastri, Carlos erste Ehefrau, nahmen daraufhin die französische Staatsbürgerschaft an. Carlo ließ sich erneut scheiden und legalisierte 1966 seine Ehe mit Sophia Loren. Sophia Loren erzählt mit ihren Erinnerungen zugleich von den Leben einiger wichtiger Filmemacher und Schauspieler, mit denen sie zusammenarbeitete. Neben ihrem Lehrmeister Vittorio De Sica und ihrer großen Liebe Carlo Ponti erzählt sie auch von dem Regisseur Cesare Zavattini, dem Schauspieler Marcello Mastroianni, der ihr ein Seelenverwandter wurde und von dem großen Charlie Chaplin.

„Ich fuhr los, ins Ungewisse, dem Märchen meines Lebens entgegen.“ (S. 79)

Loren, die in den 1960er Jahren zum Weltstar wurde, hat insgesamt über 100 Filme gedreht. Ihre erste Hauptrolle spielte sie in Weiße Frau in Afrika 1953 von Goffredo Lomardo, der aus Sofia Scicolone die international präsentable Sophia Loren machte. Mit ihrem Leinwandpartner Marcello Mastroianni, mit dem sie eine innige Freundschaft verband, drehte sie u.a. die Hollywood-Produktionen Hausboot(1958), Es begann in Neapel (1960) und Und dennoch leben sie (1960). Mit letzterem Film erlebte Loren ihren internationalen Durchbruch. Die Bühnen der Welt wurden zu ihrem Lebensraum, in dem Leben und Traum, Leben und Fiktion sich immer stärker vermischten. Sie träumte nicht ihr Leben, sondern sie lebte ihre Träume.

„Ich lief durch diese Märchenwelt und haschte nach meinem Schicksal wie nach einem Trugbild. Ich lief und träumte, aber ich war keine Träumerin. Ich stand mit beiden Beinen fest auf dem Boden und wartete auf meine Chance. Und ich war zuverlässig und pünktlich.“ (S. 76)

Sophia Loren bei der Erzählung ihres Lebens zuzuhören, ist nicht nur deshalb so spannend, weil sie von ihren Träumen und dem Mut, den es braucht, an diesen Träumen festzuhalten und nicht aufzugeben erzählt, sondern weil sie damit auch dem Leser Mut macht, an seine eigenen Träume zu glauben, mögen es auch ganz kleine und private Träume sein. Zum Träumen braucht es Mut, wenn man etwas erreichen will, gibt Loren ihren Lesern weiter. Loren zeichnet besonders dieser Mut aus, zu sich zu stehen, mit all ihren Ecken und Kanten, so wie sie ist. Darin liegt das Geheimnis ihrer Schönheit und Magie.

In den vielen Ereignissen und Anekdoten ihres Lebens erfährt der Leser dieser Autobiographie von der Vielschichtigkeit dieser Künstlerpersönlichkeit, die durch großen Kampfgeist und Mut, große Lernbereitschaft und Wissbegierde, Leidenschaft sowie Neugierde charakterisiert ist. Zu ihren Facetten gehören aber auch die schmerzlichen Erfahrungen des Verlusts und der Einsamkeit, Schüchternheit, Verletzlichkeit und Ängste, von denen Loren offen erzählt. Trotz oder gerade wegen ihres großen öffentlichen Erfolgs durchdringt sie auch die Sehnsucht nach dem Einfachen, Privaten und Familiären und nach Heimat. Und so erzählt Loren auch, wie sie schwimmen gelernt hat, von der Pasta mit Bohnen, die zum Duft ihrer Kindheit wurde oder wie sie mit Sarah Spain Englisch lernte. So wie Loren ihr Leben erzählt, ist sie selbst: bodenständig und natürlich.

„Die Schatzkiste meiner Erinnerungen“, so überschreibt Loren die ihrer Autobiographie beigefügten Fotostrecken, in denen sie auf über sechzig Seiten eine Fülle von Einblicken in private und öffentliche Fotografien, in Briefe und Tagebucheinträge oder in Film- und Werbeplakate gewähren lässt. Allein die Fülle der Bilder und die Offenheit, diese Bilder der Öffentlichkeit zu zeigen, diese Schatzkiste der Erinnerungen ist es wert, dieses Buch zu besitzen. In mehreren Zwischenspielen kehrt Sophia Loren in ihrer Autobiographie in die Gegenwart zurück, die sie im Prolog eröffnet hatte: ein Tag vor Heiligabend. Dann wird sie sich ihres Glückes bewusst, des vergangenen wie des gegenwärtigen. „Ich gebe mich meinen Gefühlen hin und spüre dieser unsagbaren Freude im Hier und Jetzt noch eine Weile nach, bevor mich wieder meine Schatzkiste ruft und in die Vergangenheit zurückführt.“ (S. 194) Hier lässt sich einmal sagen, was man allzu oft leider nicht sagen kann: Mein Leben von Sophia Loren ist zu recht ein Bestseller geworden – und sollte es bleiben.

Sophia Loren: Mein Leben, München: Piper Verlag 2015, 9,99 €

Siehe auch den Link zum Buch im Piper Verlag: http://www.piper.de/buecher/mein-leben-isbn-978-3-492-30837-3 

 

Italienische Weihnachten

Die schönsten Geschichten

gesammelt von Klaus Wagenbach, Berlin: Wagenbach Verlag 2007. 

Emilio Cecchi: „Feierliche Tischrede am Weihnachtsabend“
Ermanno Cavazzoni: „Die Heiligen Drei Könige“
Andrea Camilleri: „Und das Rentier nahm den Weihnachtsmann auf die Hörner“
Laura Mancinelli: „Die Inselmusik“
Luigi Malerba: „Gold, Weihrauch und Myrrhe“
Luciano De Crescenzo: „Krippenliebhaber und Baumliebhaber“
Sebastiano Vasalli: „Der Weihnachtsroboter“
Giorgio Manganelli: „Die Krippe“
Natalia Ginzburg: „Winter in den Abruzzen“
Leonardo Sciascia: „Weihnachten im Schnee“
Franco Stelzer: „Das erste Weihnachten ohne meine Mutter“
Alberto Moravia: „Der Weihnachtstruthan“
Marco Vichi: „Die Verabredung“
Dino Buzzati: „Das seltsame Weihnachtsfest des Mr. Scrooge“
Italo Calvino: „Die Kinder des Weihnachtsmanns“
Vitaliano Brancati: „Ein ‚fortschrittlicher Mann‘ bei der Mitternachtsmesse“
Mario Soldati: „Täuschung und Gewißheit“
Gianni Celati: „Mit dem Paradies ist es vorbei“

Bis auf Emilio Cecchi, der 1884 in Florenz geboren wurde, sind alle hier versammelten Autoren Kinder die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zur Welt gekommen sind. Darunter dem kundigen Leser bekannte Größen wie Alberto Moravia oder Italo Calvino sowie Autoren, die in den letzten Jahren größte Beliebtheit beim deutschen Publikum gefunden haben wie Andrea Camilleri. Wenngleich alle in der Anthologie versammelten Texte Kurzgeschichten sind, handelt es sich dabei um Vertreter für unterschiedliche Genres und Stile. So stößt der magische Realismus Dino Buzzatis auf den Neorealismus von Alberto Moravia und die Krimiliteratur von Andrea Camilleri auf die mit politischen Untertönen durchsetzten Alltagsaufnahmen von Leonardo Sciascia. Genauso vielseitig wie die Figuren sind die Künstlerpersönlichkeiten, die oft nicht nur Dichter, sondern auch Regisseur, Drehbuchschreiber, Wissenschaftler, Lektoren oder Übersetzer sind.

Die Texte erzählen komische bis tragische Szenarien, Visionen und Geschehnisse. Da ist z.B. Emilio Cecchi, der seinen Lesern das Essen zu Weihnachten als Sinnbild erkennen und es als Glaubensbekenntnis begreifen läßt, als „eßbare Krippe“ (10). Da ist Sebastiano Vasallis Weihnachtsroboter oder sind Calvinos Kinder des Weihnachtsmannes. Es wird gelacht und geweint in diesen Geschichten, die kurzweilig gelesen werden können und dennoch lange im Gedächtnis verweilen.

Zu Weihnachten, zur Vorfreude oder Nachbearbeitung, zum Verschenken und zum Selbstlesen sei daher heute die von Klaus Wagenbach persönlich zusammengestellte und herausgegebene Anthologie „Italienische Weihnachten“ sehr empfohlen.




Neuerscheinungen aus dem Italienischen im Dezember 2015

aus der Rubrik "lessico famigliare"

Im Dezember erscheinen nicht viele Übersetzungen aus dem Italienischen, doch das Jahr hat schon viel hervorgebracht und die Vorschauen auf das Frühjahr lassen einiges Erwarten. Seien wir also genügsam und beschäftigen uns noch eine Weile mit den Errungenschaften des Herbstes. Nichts desto trotz seien auch die Neuerscheinungen aus dem Italienischen im Dezember angekündigt:

Umberto Eco: Bekenntnisse eines jungen Schriftstellers, München: dtv, 18. Dezember 2015, 108 Seiten.

Sein erster Roman Der Name der Rose wurde 1980 ein Welterfolg. Umberto Eco debürtierte spät, er war bereits 57 Jahre alt. Lebenserfahren, klug und sprachlich begabt, konnte er mit seinem Debüt eine breite Leserschaft gewinnen. Umberto Eco ist heute ein Meister, der über die Kunst des Romans und die Kraft und Bedeutung der Worte spricht.


Antonio Manzini: Die Kälte des Todes, Berlin: Rowohlt, 18. Dezember 2015.

Rocco Schiavone ist nicht gerade das, was man einen vorbildlichen Polizisten nennen würde. Er ist unverschämt, er verabscheut seinen Beruf – und es ist keine gute Idee, ihn vor seinem morgendlichen Joint anzusprechen. Seit der Rämer in das verschneite Aosta-Tal strafversetzt wurde, ist seine Laune so düster wie der Himmel über den Bergen. Aber als eine junge Frau erhängt in ihrer Wohnung aufgefunden wird, ist Roccos Spürsinn geweckt. An Selbstmord glaubt er nicht: Blaue Flecken und Schürfwunden legen nahe, dass Ester Baudo gequält wurde. Ein Fall, der dem abgebrühten Ermittler unter die Haut geht. Und ihn zwingt, sich dem zu stellen, was er am meisten fürchtet: seiner Vergangenheit.


Marcello Simoni: Der Händler der verfluchten Bücher, Historischer Thriller, München: Goldmann Verlag, Dezember 2015, 368 Seiten.

Venedig 1218: Eine geheimnisvolle Handschrift steht im Zentrum einer tödlichen Intrige. Der Reliquienhändler Ignazio da Toledo erhält den Auftrag, das gefährlichste Buch der Welt zu beschaffen. Nur im Besitz dieses Buches kann sich der Auftraggeber zum Herrscher des Universums erheben. Zusammen mit dem Franzosen Willalme und dem jungen Schreiber Uberto macht sich Ignazio auf eine abenteuerliche Reise auf der Suche nach der Handschrift. Doch sie sind nicht die einzigen auf der Jagd nach dem gefährlichsten Buch …

 

Folge 9: Palermo Soundtrack – „Die Gesichter der Toten“ von Petra Reski

Ein Buch und eine Meinung, Petra Reski

Unermüdlich arbeitet die Staatsanwältin Serena Vitale in ihrem zweiten Fall gegen die Macht der Mafia in Italien und Deutschland.

„Palermo Soundtrack“ – das ist, so beschreibt es Reski in ihrem neuen Mafia-Krimi, die Mischung aus der Blasmusik einer langsam voranschreitenden Prozession und dem Sirenengeheul sich jagender Autos in den Straßen von Palermo (S. 101). Zum Palermo Soundtrack gehören für die Staatsanwältin Serena Vitale aber auch die nicht endende Reihe von Abhörprotokollen und Verhören auf der Jagd des Mafia-Bosses Alessio Lombardo. Literarisch betrachtet ist auf den ersten Blick die Bewältigung jener Abhörprotokolle so langweilig wie das Gespräch Serenas mit ihrem Kollegen Paolo De Lucas über die Kaschmirpullover des inhaftierten Mafia-Mitglieds Domenico Cataldo, des Handlangers Lombardos. Auf den zweiten Blick aber sind gerade die Abhörprotokolle das höchst realistische Sinnbild für die Ödnis des Kampfes gegen eine Mafia, die nicht in schwarzen Lederjacken Schutzgelder erpresst, sondern in feiner Wolle große Geschäfte macht. Darüber hinaus symbolisieren Protokolle, Transkriptionen, Dokumente, Arbeitsbesprechungen, Telefongespräche, Verhöre das Spiel von An- und Abwesenheit, das die Mafia mit ihren Gegnern spielt. Es ist die Anwesenheit in der Abwesenheit, die charakteristisch für die Jagd Lombardos ist, denn dieser ist während des gesamten Romans physisch gänzlich abwesend. Allein die Abhörprotokolle und die Verhöre seines Komplizen Cataldos, der sich mit seinem Abschiedsbrief am Ende schließlich auch in die abwesende Anwesenheit bzw. anwesende Abwesenheit verabschiedet, verschaffen ihm eine indirekte Präsenz. Die Suche nach Lombardo, so ahnt der Leser schnell, bleibt bis zum Schluss erfolglos.

Doch so einfach ist Reskis Mafia-Krimi eben auch nicht angelegt. Denn hier geht es um mehr als um einen Täter, der von seinen Opfern bzw. ihren öffentlichen Repräsentanten gejagt und am Ende eben auch wie in jedem erfolgreichen Krimi geschnappt wird. Und so stößt Serena Vitale bei ihren Ermittlungen nicht nur auf bürokratische Hindernisse,  Lombardos gesellschaftliche und wirtschaftliche Verstrickungen aufzudecken, um ihn einzufangen, sondern auch auf die Leerstellen ihrer eigenen Vergangenheit bzw. der ihres Vaters im Ruhrgebiet. Neben dem Palermo Soundtrack spielt in diesem Krimi auch die Musik der deutschen Heimat. In Dortmund aber ermittelt man nicht gegen Cataldo und den Clan um Lombardo, weil man die Ansicht vertritt, dass es in Deutschland gar keine Mafia gäbe. In Deutschland hat sich die Mafia in den letzten zwanzig Jahren ungestört entwickeln können. Bis heute arbeitet ihr dabei der deutsche Staat durch ein mangelndes Strafrecht zu. Weder ist die Mitgliedschaft in einer Mafiaorganisation strafbar, noch ist es erlaubt, Lokale und Wohnungen von bekannten Mafiaführern abzuhören. Und wie weit die Bestechung der deutschen Verwaltungsbeamten und Behörden durch die Mafia geht, ist ein Tabuthema. „In Deutschland wird die Mafia immer noch gern als eine Art folkloristische Erscheinung des italienischen Südens betrachtet. Sie ist sehr weit weg. Es geht uns nichts an.“ (Ulrich Ladurner, ) „Die Mafiaorganisationen machen in Deutschland seit Jahrzehnten beste Geschäfte. Das ist bekannt.“ (Roberto Saviano) (beide in Die Zeit, 15.10. 2015, Nr. 42, S. 51-52).

Und so führen die Spuren auch Serena Vitale zwar immer wieder nach Deutschland, bleiben aber kaum greifbar. Serena Vitale wird es folglich nicht leicht gemacht. Nachdem ihr auch noch die Prozessführung genommen wird, bleibt am Ende jedoch noch ein ganz existentieller Sieg: In Die Gesichter der Toten stirbt die Staatsanwältin Serena Vitale nicht und sicher nicht nur, weil sie noch weitere Fälle zu bestreiten hat. Reski widmet ihren Krimi dem Antimafia-Staatsanwalt Rosario Livatino (1952-1990), der als erster auf die Geschäfte der Mafia in Deutschland aufmerksam machte und der von der italienischen Mafia in Deutschland ermordet wurde. Die Gesichter der Toten sind die der Staatsanwälte und all jener, die in den Kampf gegen die Mafia gezogen sind. Doch Serena Vitale ist quicklebendig.

Petra Reski im ARD-Forum auf der Frankfurter Buchmesse 2015

Betrachtet man die zahlreichen Gespräche, das ständige Reisen und die Abhörprotokolle von denen dieser Krimi erzählt in ihrem Kontext, wird schnell klar, dass Reski mit ihnen eine Realität beschreibt, die literarisch deshalb nicht langweilig ist, weil sie Teil einer journalistischen Ethik sind: Aufklärung, der vehemente Drang, das tot geschwiegene zur Aussprache zu bringen, an den Dingen zu rühren, die aus Bequemlichkeit und Feigheit, Egoismus und Gier allzu oft lieber nicht angetastet werden. Dass Reski dabei Fakten in ein fiktives Gewand kleidet, liegt an den Vorfällen der vergangenen Jahre. Bei einer Lesung aus ihrem Sachbuch Von Carmen nach Korleone in Erfurt erhielt sie 2010 öffentliche Drohungen. 2008 musste sie infolge eines Gerichtsprozesses Passagen aus ihrem Buch Mafia. Von Paten, Pizzerien und falschen Priestern schwärzen. Es ist folglich nicht ungefährlich über die Mafia zu schreiben, v.a. wenn so genau und umfangreich recherchiert worden ist wie im Falle von Petra Reski. Dass ihre jahrzehntelange Arbeit gegen die Mafia für die Mafia bedrohlich ist, liegt an ihrem journalistischen Realismus, der auch ihre fiktiven Krimis kennzeichnet. Statt zu dramatisieren und zu übertreiben, statt sich in Grusel und Action zu ergießen – gegen diese Art popularisierende Darstellung hätte die Mafia nichts einzuwenden – bleibt Reski bei Fakten und Realitäten. Dass sie also Abstriche im Bereich Action macht, kann durchaus auch als Statement der Autorin gelesen werden.

Es geht in ihrem Roman folglich nicht so sehr um die Mafia an sich als vielmehr um den mühsamen und bürokratischen Kampf gegen die Mafia in Italien und Deutschland. Dabei nimmt sie auch den Einfluss der Presse auf die Darstellung der Mafia und der Justiz in der Öffentlichkeit kritisch und durchaus ironisch in den Blick. Unterhaltsam konterkariert Reski über die Figur des Journalisten Wolfgang W. Wieneke die Welt des Journalismus als eitel, effizienzgesteuert, nicht immer frei und dafür manchmal eher träge. Medien sind nicht unbestechlich und machen zuweilen aus Verbrechern neue Figuren von Facebook-Fanseiten. Dass erfährt auch Wieneke, der sich gegen seine (jüngeren) Kollegen nicht mehr zu behaupten vermag, sich schließlich von seiner Anstellung bei FAKT lossagt, sich selbständig macht und im Alleingang in die erste Liga des Enthüllungsjournalismus katapultiert. Wieneke gelingt sein Neuanfang letztlich, weil er an der story „Jützenbach“ drangeblieben ist, weil er tatsächlich „hart“ recherchiert hat, ebenso unermüdlich wie Serena Vitale ihren Fall verfolgt. Hans-Ulrich Jützenbach ist ein deutscher Unternehmer in der Windenergie-Branche, der in Italien Windparks baut. Doch auch er ist letztlich nicht zu kriegen.

Aus rein poetischer Perspektive ist Reskis Krimi weder eine stilistische Überraschung, noch ein literarisches Kleinod. Doch eines wird dem Leser auch schnell klar: die Autorin ist, so wie es der Erzähler über seine Figuren sagt, „poetisch infiziert“: „Hier waren offenbar alle poetisch infiziert, Polizisten und Staatsanwälte, Mafiosi und ihre Strohmänner.“ (119) Poetisch infiziert, dass sind z.B. die Operationen, denen die Polizisten und Staatsanwälte Namen geben wie „Fallen Icarus“. Poetisch infiziert, so möchte man auch Petra Reski nennen, die sich mit ihrem Krimi auf eine Gratwanderung zwischen Realität und Fiktion begibt und dabei die Fiktion nutzt, um die Realität noch genauer zu zeichnen als es ein rein journalistischer Text vermag. Die Fiktion erzählt nämlich auch, was zwischen den Zeilen steht. Dies wird gleich auf der ersten Seite des Krimis erkennbar, die die Protagonisten Serena Vitale einführt:

Sie glitt durch Palermo wie in einem U-Boot. Vorbei an den Kuppeln der Chiesa degli Eremiti und an einem halbverrotteten Prozessionswagen der Santa Rosalia, vorbei an dem riesigen Ficus, der seinen Schatten über Madonnenbilder mit verblichenen Plastikrosen warf, vorbei an dem marmornen Gedenkstein für ein kleines Mädchen, das von seinen Eltern ermordet worden war.

      Durch das getönte Panzerglas sah die Stadt schwarzweiß aus, mit leichtem Blaustich. Es war, als wäre der Ton abgestellt worden. Kein Reifenquitschen, kein Vespaknattern, kein Kirchengeläut drang in das Innere. Auch kein Geruch. Nicht der warme Atem Afrikas, wenn es geregnet hatte. Nicht der Dunst des Meers, nicht die Fäulnis. (S. 7)

 

Die Exposition ist atmosphärisch, sie ist dicht und ausdrucksstark in ihrer Perspektivierung. Die Protagonisten erfährt ihre Umgebung Palermo wie in einem U-Boot. Ihr U-Boot ist in Wirklichkeit der Lancia, mit dem sie beruflich durch die Gegend chauffiert wird. Dabei erlebt Serena Vitale nicht nur Palermo wie durch ein U-Boot, sondern auch sich selbst – irgendwie abgeschirmt, dumpf, unerreichbar. Entsprechend versucht die Staatsanwältin so oft sie kann in eine andere Realität zu flüchten, die ihres Geliebten. Es ist die Suche nach einem normalen Leben, einem Leben ohne Kameras und Justiz, ohne Gewalt und  Verfolgung. Die Geschichte um ihre Affäre ist jedoch so dünn, dass sie lange ganz aus dem Auge gerät, bis sie am Ende wieder nützlich wird. Andererseits erlaubt die Randständigkeit dieser Affäre es, sie am Ende unaufgelöst zu lassen. Reskis Figurenzeichnungen und Ortsbeschreibungen knüpfen zwar hier und da an jenen poetischen Ton des Anfangs wieder an, lassen ihn aber oft allzu schnell wieder fallen. Z.B. wenn sie ansetzt, das Meer zu beschreiben oder die Ödnis italienischer Landstraßen, wenn der Leser nicht nur mit der Protagonisten zu denken, sondern auch zu fühlen anfängt. Das ist schade, denn da geht noch viel mehr. Lesen wir noch einmal ein Stück:

 

Sie fuhren über eine Ausfallstraße an Palermo vorbei, und Wieneke bedauerte, von der Stadt nicht mehr zu sehen als Unterführungen und Umgehungsstraßen, Betonsilos und Baumärkte. Am Ende kamen sie an einem sandfarbenen Ort mit würfelförmigen Häusern an. Am Straßenrand nichts als vertrocknete Palmen, Plastiktüten und Pappkartons. Das Licht war dunstig, vielleicht auch einfach nur verstaubt wegen des Sands, der immer noch durch die Luft wirbelte und den Blick auf das Meer trübte. Eine Betonmauer ragte wie ein Finger in das Meer, daneben ein Strand mit halbverrotteten Booten, explodierten Wassermelonen, leeren Lenorflaschen und haufweise Kondomen. (…) (S. 27)

 

Diese Landschaftsbeschreibung setzt allen romantisierenden Italien-Fiktionen die tatsächliche Realität entgegen. Diese Ambivalenz zwischen Traum und Wirklichkeit treibt auch Wienekes Persönlichkeit um, der in seiner Vorstellung immer irgendwie will und in der Wirklichkeit nicht kann. Doch vielleicht ist es gar nicht die Absicht der Autorin über ihre poetischen Ansätze, die in ihren Beschreibungen verborgen liegen, hinauszugehen und auf jeden Fall schützt sie das vor dem Abgrund all jener Klischees rund um die Mafia und Italien, die weder dem Thema, noch dem rationalen Geist der Protagonistin Serena Vitale sowie demjenigen der Autorin entspricht.

 

In den Interviews in Funk und Fernsehen erleben wir Petra Reski als eine Persönlichkeit, die klar, realistisch und pragmatisch ist. Reski lässt sich nicht einschüchtern, sie hadert nicht mit sich. Sie weiß, was sie will und wer sie ist. Reski ist keine Romantikerin, aber auch keine Schwarzmalerin. Reski bleibt optimistisch, allerdings unter der Voraussetzung, dass die deutsche Öffentlichkeit den Tatsachen ins Auge sieht – ob auf einem fiktionalen oder non-fiktionalen Weg. Dieser Realismus, den Petra Reski als Person vertritt, durchzieht auch ihren Text. Manchmal droht Reski den Leser dabei etwas zu verlieren. Dann folgen auf Gespräche zwischen Ermittlern zu viele weitere Ermittler, dann lesen wir zu ausführlich von den Flügen, die der Journalist Wieneke und die Staatsanwältin Serena zwischen Italien und Deutschland unternehmen. Der Krimi besteht aus insgesamt 55 kurzen Kapiteln, die allein durch ihre Kürze der Langsamkeit der Ermittlungen ein erfrischendes Tempo entgegensetzen. Tempo und Spannung erreicht der Text durch das so erzeugte zügige Abwechseln unterschiedlicher Handlungsstränge. Da ist die Handlung um die ermittelnde Staatsanwältin Serena Vitale und ihrer Kollegen Paolo De Luca, Catina, ihren Chef Di Salvo sowie ihrer Leibwächter. Parallel dazu folgt der Leser Wienekes journalistischen Recherchen, bei denen er neben seinem Vorgesetzen Tillmann und dem Unternehmer Jützenbach v.a. mit seiner Freundin Francesca unterwegs ist. Schließlich gibt es noch einen dritten Handlungsstrang, in dem sich Antonio Romano, ein Mitarbeiter Serenas, verkleidet, um sich Inkognito mit dem Mafia-Mitglied Arena zu treffen, Insiderinformationen zu erhalten und die Überführung Lombardos zu planen. Spannende Unterhaltung erzeugen aber auch manche unerhörte Begebenheiten, mit denen der Leser nicht rechnet. Denn dass Lombardo nicht gefasst wird, ist längst nicht das einzige Ereignis, auf das dieser Krimi zusteuert. „Palermo Soundtrack“ ist nicht nur Schlüsselwort für eine Stimmung, sondern auch für die Handlung, die manchmal etwas mühsam vorangeht und dann wieder rasend schnell an Tempo gewinnt.

Spannung zwischen Realität und Fiktion erzeugen auch die gewählten Namen. Der Name der Protagonistin Serena Vitale lädt zu einer trickreichen Parallele ein. Die ehemalige Mafia-Chefin Giuseppina Vitale hat zusammen mit Camilla Costanzo 2010 ihr Leben in der Mafia aufgeschrieben: „Ich war eine Mafia-Chefin: Mein Leben für die Cosa Nostra“. Damit autorisiert sie ihre Protagonistin Serena Vitale als absolute Mafia-Kennerin und zugleich beglaubigt Petra Reski damit ihre eigene Arbeit als Autorin, die nicht aus einer unbeholfenen Fremdperspektive erzählt. Petra Reski kennt sich nicht nur gut, sondern sehr gut aus. Ob diese Namensparallele Zufall oder Berechnung ist, ist rein spekulativ, solange wir Petra Reski dazu nicht befragt haben. Dasselbe gilt für eine zweite Parallele: Die Nebenfigur Cataldo, der Assistent des im Roman gesuchten Mafia-Bosses Alessio Lombardo, trägt denselben Namen wie ein italienischer Krimiautor: Giancarlo De Cataldo. Petra Reskis Die Gesichter der Toten ist von größter Brisanz, dabei eine unterhaltsame und spannende Lektüre, man will auf jeden Fall mehr, mehr Serena Vitale und mehr „Palermo Soundtrack“.

 

Bevor Reski ihre Krimiserie mit Palermo Connection 2014 eröffnete, erschienen von ihr zur italienischen Mafia folgende Titel: Von Kamen nach Korneole. Die Mafia in Deutschland, Hoffmann & Campe 2010; Mafia. Von Paten, Pizzerien und falschen Priestern, Droemer Knaur, 2008; Der Italiener an meiner Seite, Droemer Knaur 2007: Rita Atria. Eine Frau gegen die Mafia, Hoffmann & Campe 1994. Im Jahre 2008 wurde sie vom „medium. magazin für Journalisten“ als „Reporterin des Jahres“ ausgezeichnet und 2010 erhielt sie den Emma-Journalistinnen-Preis. Reskis Bücher beschäftigen sich außerdem mit ihrer Wahlheimat Venedig, ihrer ersten Heimat und Herkunft des Ruhrgebiets und ihrer Familiengeschichte. Heute sei ihr jüngster Krimi empfohlen:

Petra Reski: Die Gesichter der Toten, Serena Vitales zweiter Fall, Hamburg: Hoffmann & Campe 2015, 320 Seiten, 20,00 €

Wer Petra Reski jetzt gerne persönlich kennenlernen möchte, findet auf meiner Facebook-Fanpage https://www.facebook.com/Italienreport/die Termine aller Lesungen von Petra Reski im November in Deutschland.

Mafia

Ein Mafioso der Camorra aus dem 19. Jahrhundert: Guappo Camorrista tatuato a Napoli, Italia. Disegno di Giuseppe Palizzi del 1866, gemeinfrei. It’s a scan of page n° 73 from this book: Storia della camorra, by Vittorio Paliotti, Newton Compton; 1. ed edition (1993)

„Das Land der Heiligen“ (2015) von Fernando Muraca

Fernando Muraca im Filmtipp

Der Mafia-Thriller Das Land der Heiligen besticht durch seine besondere und ungewohnte Perspektive, nämlich die Sicht der Frauen in der Mafia-Szene Kalabriens, wo die ‘Ndrangheta herrschen. Die Ehefrau Caterina des untergetauchten Bosses Alfredo hat ihren Sohn Pasquale für die Führung des Mafia-Clans erzogen. Auch ihre jüngere Schwester Assunta, die im Bandenkrieg ihren Ehemann verloren hat, sieht ihren Sohn Giuseppe auf dem besten Wege in die Mafia-Szene. Die Staatsanwältin Vittoria aus Norditalien dringt in diesen Mafia-Clan ein und bricht das Schweigen der Frauen. Damit rüttelt sie kräftig an der patriarchalen Struktur der Mafia, die wesentlicher Teil ihres Erfolges ist. Indem Frauen und Müttern die Augen geöffnet werden und ihr Horizont über die Grenzen des Mafia-Clans hinaus ausgeweitet wird, mobilisiert Vittoria die stärkste Waffe gegen die ‘Ndrangheta, die das „Land der Heiligen“ kriminalisiert haben. Den Frauen der Mafiosi fehlt der Vergleich, fehlt die Kenntnis einer anderen Welt als der der Mafia. Erst als sie über sich und ihre Welt zu sprechen beginnen, gelingt es ihnen aus der kriminellen Isolation auszubrechen.

Der Film basiert auf dem Buch Il cielo a metà (2014) von Monia Zapelli, mit der Muraca zusammen das Drehbuch seines Films geschrieben hat. Nicht nur die außergewöhnliche Perspektive des Films, auch sein gesamtes Setting bricht mit gängigen Klischees der Mafia. Hier geht es nicht um Schnurrbärte und schwarze Anzüge, Action und Verfolgung. Hier geht es um das ganz normale Leben, eine durchstrukturierte und mächtige Welt inmitten der gegenwärtigen Welt eines jeden, für den diese Welten zumindest an der Oberfläche kaum voneinander unterscheidbar sind.

Fernando Muraca ist das erste Mal im Jahr 2000 mit seinem Kurzfilm Ti Porto Dentro in Erscheinung getreten. Es folgten Backstage „Madre Teresa di Calcutta“ (2003) und sein erster Langspielfilm Nel cuore il mondo (2004). Der Kurzfilm ließ ihn allerdings nicht los, so dass 2006 Ti voglio bene Assai erschien, 2007 folgten fünf weitere Kurzfilme und 2008 schließlich wieder ein Langspielfilm, È Tempo di Cambiare. Lange ließ Muraca seine Zuschauer warten bis im März dieses Jahres La terra die santi/Das Land der Heiligen erschien. Muraca studierte an der Universität La Sapienza in Rom Filmgeschichte und begann nach seinem Examen 1992 als Regisseur und Theaterschriftsteller zu wirken. Er arbeitete fürs Fernsehen, leitete u.a. die Serie Indietro nel tempo, die vielfach ausgezeichnet wurde.

Ohne die Unterstützung der Filmkommission der Region Puglia hätte dieser Film nicht realisiert werden können, der von der Filmförderung Kalabriens gewissermaßen ignoriert wurde.

Ankündigung

+++ KRIMI/NELLE LITERATUR +++ KRIMI/NELLE LITERATUR +++

Liebe Italienreport-Leser!

Es wird Zeit für einen Themenwechsel! Von der „natura morta“ möchte ich euch in die Welt der, na es liegt mir auf der Zunge, „persona morta“ entführen. Damit ist nicht nur die klassische Krimiliteratur gemeint, dich sich in den meisten Fällen damit beschäftigt, einen Mord aufzuklären. Mit dem Wortspiel „Krimi/nelle Literatur“ soll auch der Weg an jene Grenze nachgezeichnet werden, an der Literatur mit kriminellen Strukturen und Systemen der realen Welt wie das der italienischen Mafia in direkte Berührung gerät. Es bleibt also spannend in nächster Zeit. Es warten Romane, Filme, Fotos und viel(e) Geschichte(n) auf euch!


Viel Spaß und gute Unterhaltung mit Italienreport!

Abb.: Ambrogio Lorenzetti, Giustizia commutativa, Fresko, 1338-1340, Palazzo Pubblico Siena, gemeinfrei; Quelle der Originaldatei: The Yorck Project: 10.000 Meisterwerke der Malerei. DVD-ROM, 2002. DIRECTMEDIA Publishing GmbH.

+++ KRIMI/NELLE LITERATUR +++ KRIMI/NELLE LITERATUR +++


Neuerscheinungen aus dem Italienischen im November 2015

aus der Rubrik "lessico famigliare"

Jacopo Pasotti: Wie viel wiegt ein Berg? Wissenschaft über der Baumgrenze, Hamburg: Hoffmann & Campe, 13.11.2015, 192 Seiten, 15,00 €

„Wie lange überlebt man, wenn man von einer Lawine verschüttet wird? Warum können bolivianische oder tibetanische Kinder auf 4000 Metern Höhe Fußball spielen, ohne außer Atem zu kommen? Bei welchem Luftdruck gelingt die perfekte Hüttenpasta? Für alle, die von majestätischen Gipfeln und sonnenbeschienenen Almen träumen oder schon auf dem Weg dorthin sind – verblüffende und atemberaubende Einblicke in die Welt der Berge.“ (Hoffmann & Campe). Mehr unter: www.hoffmann-und-campe.de/buch-info/wie-viel-wiegt-ein-berg-buch-7606/


 

Francesco Zingoni: Unter den Sternen, Roman, München: btb, 09.11.2015, 640 Seiten, 9,99 €

„Gleißendes Licht und tanzende Farben im rosafarbenen Sand. Ein blauer Himmel, der in der türkisblauen Weite des Meeres zerfließt, und weißstrahlende, vom Wind ausgehölte Felsen. Als der junge Mann aufwacht, weiß er nicht mehr, wer er ist oder wie er an diesen Südseestrand gelangte. Die Eingeborenen nennen ihn Mauke Nuhar, Lächelnder Rücken, nach der Wunde, die er auf dem Rücken trägt. Das Einzige, was das Meer ihm gelassen hat, ist ein Gedichtband von Dylan Thomas, dem walisischen Nationaldichter. Langsam werden Bilder einer Frau in ihm wach, und mit ihnen ein Gefühl, das ihn erdet und ihn am Leben hält. Er weiß, er muss sie suchen, um sich selbst zu finden. Es wird die ebenso spannende wie berührende Suche nach seinem Leben und seiner einzig wahren, großen Liebe. “ (btb) Mehr unter: www.randomhouse.de/Buch/Unter-den-Sternen-Roman/Francesco-Zingoni/e430337.rhd


 
Luciano de Crescenzo: Il caffè sospeso, zweisprachige Ausgabe, deutsche Erstausgabe, München: dtv, 20. 11. 2015, 144 Seiten, 8,90 €

„In einer Bar einen Espresso zu trinken und zwei zu bezahlen, um damit einen bedürftigen Zeitgenossen zu beglücken, das ist alte neapolitanische Gewohnheit und zugleich Lebensphilosophie. Den Herausforderungen des Lebens begegnet De Crescenzo gern mit einer Portion gesunden Menschenverstandes sowie einem Quäntchen neapolitanischer Schlitzohrigkeit. Wie Zucker den Espresso, so würzt Ironie die kleinen Geschichten aus dem italienischen Alltag.“ (dtv). Mehr unter: www.dtv.de/buecher/il_caffe_sospeso_espresso_mit_herz_9528.html