Aus dem Giornale Poetico
L’infinito
Sempre caro mi fu quest’ermo colle,
E questa siepe, che da tanta parte
Dell’ultimo orizzonte il guardo esclude.
Ma sedendo e mirando, interminati
Spazi di là da quella, e sovrumani
Silenzi, e profondissima quiete
Io nel pensier mi fingo; ove per poco
Il cor non si spaura. E come il vento
Odo stormir tra queste piante, io quello
Infinito silenzio a queste voce
Vo comparando: e mi sovvien l’eterno,
E le morte stagioni, e la presente
E viva, e il suon di lei. Così tra questa
Immensità s’annega il pensier mio:
E il naufragar m’è dolce in questo mare.
*
Das Unendliche
Immer war dieser verlassene Hügel mir lieb
und diese Hecke, die den Blick
auf weite Teile des Horizonts verwehrt.
Doch wenn ich hier sitze und schaue, denke ich
mir unbegrenzte Räume jenseits von diesem aus
und übermenschliche Stille und tiefste Ruhe,
wo das Herz sich nicht
so leicht ängstigt. Und wenn ich den Wind
durch diese Büsche rascheln höre, vergleiche ich
das grenzenlose Schweigen mit diesem Laut:
ich gedenke der Ewigkeit und der verstorbenen
Jahrhunderte sowie des jetzigen, lebendigen,
und dessen Lärm. In diese Unendlichkeit
versinkt mein Denken, und süß ist mir
das Untergehn in diesem Meer.
Giacomo Leopardi
In: Stackelberg, Jürgen (Hg.): Italienische Lyrik, 50 Gedichte, Reclam 2004