Aus dem Lessico Famigliare
Einladung zu einem italienischen Abend von Thomas Bremer
Thomas Bremer nimmt seine Leser in seinem Aufsatz »Vom Brot der frühen Jahre zur Küche der Jahrtausendwende. Über das Essen im italienischen Film und seine Rezepte« mit auf eine kulinarische Reise durch die italienische Filmlandschaft. Die Zusammenstellung von Filmerinnerungen und Kochrezepten ist nicht nur sehr originell, sondern zugleich die Kreation lauter unterhaltsamer und leckerer italienischer Abende: ein italienisches Essen, ein italienischer Film, ein gutes Glas Wein – was will man mehr an einem kalten Winterabend, wenn die Sehnsucht nach Italien auf hundert Prozent ansteigt. Das Angebot reicht von der Primi piatti über Secondi bis zum Dessert, von Fisch und Fleisch zu vegetarischer Pasta und süßen Klassikern. Sie denken an Panna cotta und Tiramisù? Weit gefehlt. Die Tipps sind keineswegs völlig gewöhnlich und verstehen sich nicht als ein Abschlag italienischer Küche in Deutschland oder gar ein Best of der italienischen Gerichte unter den Deutschen. Neben Informationen zu Inhalten, Wirkungen und Besonderheiten der Filme sowie genauen Hinweisen zur Zubereitung erfährt man auch etwas über die Bedeutung der Speisen, zum Beispiel der »zuppa inglese«, die es überall in Italien, aber nirgends in Deutschland gibt. Präsentiert werden also Speisen, die typisch italienisch sind, aber in Deutschland seltener verzehrt werden. Das zugleich präsentierte Filmprogramm versammelt Filme von Mario Bonnard, Federico Fellini, Luchino Visconti, Ettore Scola, Silvio Soldini und Robert Bengini, Filme also des italienischen Neorealismus aus den vierziger und sechziger Jahren ebenso wie Filme der achtziger und neunziger Jahre. Neben berühmten Filmen wie La dolce vita (Fellini) kommen auch weniger beachtete Filme wie La cena (Scola) zum Zug. Es gibt folglich eine Menge zu genießen und zu entdecken. Und dabei ist die Mahlzeit weder im Film noch in unserem Leben nur eine beiläufige Erscheinung des Alltags, die dazu dient, den Hunger zu stillen oder den Kreislauf in Schwung zu halten. Vielmehr übernehmen Mahlzeiten wichtige Aufgaben: Eine Mahlzeit organisiert Gespräche, ist selbst Gesprächsthema (heute mehr denn je), sie bildet Gemeinschaften, überwindet soziale Unterschiede, offenbart Vorlieben und Interessen, schafft Familienleben, sorgt für Entspannung und Unterhaltung – kurz sie dient sozialen Beschreibungen und kulturellen Erfahrungen – im Leben wie im Film.
Ein paar Anmerkungen zur Forschungsliteratur rahmen diesen Ausflug in Kino und Küche Italiens ein. Es kommt auch in dieser Hinsicht jeder auf seine Kosten: der flüchtige Leser, der Genießer, der Filminteressierte, der Italienliebhaber wie der Bildungsreisende oder Italienforscher; nicht zu vergessen der Blogger, der sich mit dem Internet angefreundet hat und von Thomas Bremer dankbar einige sehr nützlich Hinweise auf verschiedene Websites bekommt, die noch mehr von der italienischen Küche vermitteln und zum Teil Quelle der Rezeptausführungen sind.
Absolut zu empfehlen daher Thomas Bremer: Vom Brot der frühen Jahre zur Küche der Jahrtausendwende. Über das Essen im italienischen Film und seine Rezepte. In: Zibaldone. Zeitschrift für italienische Kultur der Gegenwart, Nr. 37, 2004: Schwerpunkt Film in Italien, S. 63-78.
Guten Appetit und viel Vergnügen!