Neuerscheinung: Ernesto Ferrero

Ernesto Ferrero: Die Geschichte von Quirina, dem Maulwurf und einem Garten in den Bergen, München: A. Kunstmann, 11. Februar 2015. 104 Seiten, 14,95 €.

In italienischer Sprache erstmals im Einaudi Verlag 2014 unter dem Titel Storia di Quirina, di una talpa e di un orto di montagna erschienen. Im Zentrum von Ferreros jüngsten Roman steht Quirina, eine achtzigjährige Frau, die allein in den Bergen der Lombardei lebt. Ihr Mann ist bereits verstorben und die Kinder sind in die Stadt gezogen. Quirina beschäftigt sich mit Gartenarbeit, Literatur und Kreuzworträtseln. Ihr Leben ist ruhig und beschaulich bis sie auf einen Maulwurf stößt, der in ihr ganz unterschiedliche Fragen, Sorgen und Erinnerungen erweckt und sich im Laufe der Zeit zunehmend zu einem Symbol für die Kunst des Überlebens entwickelt. Quirina erfährt die Hilfe der Dorfbewohner im Kampf gegen den Maulwurf, ebenso wie von ihren Kindern, die ihr Informationen über Lebensart der Maulwürfe und mögliche Bekämpfungsmittel gegen sie zukommen lassen. Über die Beobachtung des Maulwurfs, mit denen sie seine Strategien zu verstehen versucht, gelangt sie zu Schriftstellern wie Shakespeare, Marx, Nietzsche, Darwin, Kafka oder Primo Levi. Je mehr sie von ihrem neuen Gegenüber erfährt, desto mehr wechselt Quirina die Seite vom Gegner zum Reflektor, Freund und Beschützer der Kreatur, die nicht nur ihren Garten, sondern auch ihr Denken, Fühlen und Leben durchwühlt und aufwühlt.

Ernesto Ferrero war langjähriger Cheflektor im Einaudi Verlag, Verlagsleiter im Verlag Bollati Boringhieri, bei Garzanti und Lektoratsleiter bei Mondadori und ist seit 1998 Leiter der internationalen Turiner Buchmesse. 2000 wurde er für seinen Roman N. (N. steht für Napoleon, erzählt wird von seinen dreihundert Tagen im Exil auf Elba aus der Sicht eines Bibliothekars) mit dem Premio Strega ausgezeichnet. Seinen ersten Roman, der Kinderroman L’ottava nano, veröffentlichte er bereits 1972 im Einaudi Verlag, es folgte 1980 bei Mondadori sein Roman Cervo Bianco (Weißer Hirsch), 2001 erschien L’anno dell’Indiano, 2002 der Theatermonolog Elisa(hier geht es um Elisa Bonaparte) und 2005 I migliori anni della nostra vita (Thema ist das italienische Kulturleben der Jahre 1963, dem Todesjahr von Pier Paolo Pasolini, bis 1975, in denen Giulio Einaudi eine zentrale Figur ist). Seine Bücher La misteriosa storia del papiro di Artemidoro (Einaudi, 2006) und Disegnare il vento. L’ultimo viaggio del capitano Salgari (Einaudi, 2011) sind bisher nicht in deutscher Sprache erschienen. Nach zehn Jahren nun endlich ein neuer Roman. In seinen literaturkritischen und essayistischen Beiträgen und Herausgeberschaften beschäftigte er sich u.a. mit Primo Levi, Carlo Emilio Gadda oder Italo Calvino. Ferrara übersetzt außerdem aus dem Französischen ins Italienische und schreibt für das Feuilleton der Tageszeitung La Stampaund Il Sole 24 Ore sowie für die Kulturprogramme des italienischen Fernsehens RAI.

 

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