Folge 13: »Unendliche Stille« oder das Schmelzen der Wahrheit im Schnee

Davide Longo, Übersetzungen und Taschenbuchausgaben

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Davide Longos Der Steingänger und warum dieser Roman keine Kriminalgeschichte ist, aber ein großes Stück Literatur

Im Zentrum des Romans Der Steingänger (2004) von Davide Longo, der kein Kriminalroman ist, aber doch um ein Verbrechen kreist, steht der Steingänger Cesare. Er findet den einunddreißigjährigen Fausto Berardi tot auf, mit dem er über mehrere Jahre Flüchtlinge vom piemontesischen Varaita-Tal an der italienisch-französischen Grenze über die Verge nach Frankreich geschleust hat. Cesare, von vielen »der Franzose« genannt, weil er mit seiner Familie 1949 nach Marseille gezogen war, kehrte erst als Erwachsener wieder an seinen Geburtsort zurück. Damals in Frankreich war er elf Jahre alt als es in der Schule nicht lief und er wie sein Vater am Hafen zu arbeiten begann. Wegen der Körperverletzung eines Polizisten bei einer Auseinandersetzung auf einem Frachtschiff kam Cesare fünf Jahre in Haft.

Nach seiner Entlassung kehrte er in den Piemont zurück. Verliebt in die junge Adele, die zu heiraten er sich nicht leisten konnte, ließ er sich überreden als Schleuser für afrikanische Flüchtlinge zu arbeiten. Als Cesare Faustos Leiche im Flussbett des Cumbo entdeckt, ist Cesare längst ein einsamer Mann. Seit Adeles Tod vor dreizehn Jahren lebt er zurückgezogen und allein in den Bergen. Der Fund der Leiche sorgt umso mehr für Gesprächsstoff, denn Fausto ist nicht ertrunken, sondern zwei Schüsse nahmen ihm sein Leben. Im Dorf aber reden die Leute mehr übereinander als miteinander und sofort gerät Cesare unter Verdacht. Das ist die Kriminalgeschichte des Romans.

So nebenbei wie Cesares Familiengeschichte in den Roman einfließt, so randständig geht es auch nur um die lückenlose Aufklärung des Mordfalls. In der Kneipe berichten im Hintergrund die Regionalnachrichten im Fernseher von dem Mord. Die Kommissarin Sonia di Meo, die die Ermittlungen im Mordfall leitet, ist immer wieder im Gespräch mit Cesare, doch dabei entsteht zwischen den beiden eine Nähe und Intimität, die weniger der Aufklärung des Verbrechens als der Erhellung der Figur Cesares dient, der sich sein eigenes Bild von der Lage des Falls macht. In Faustos Hütte findet Cesare einen Beutel mit Geld, Untersuchungsergebnissen und Schlüsseln, es gibt ein Konto bei einer Bank in Frankreich, Kontakte in Turin, Hinweise und Spuren, die kaum Antworten bringen. »Durch das Fenster nach Norden drang das Licht bereits leblos herein, das Fenster nach Süden sah aus wie ein weißes, rahmenloses Bild.« Es ist der Schnee, der alles verschluckt.

Weder die genauen Abläufe, noch ihre Rekonstruktion wie sie typisch für einen Kriminalroman sind, werden hier erzählt, stattdessen erfahren wir von der Wahrnehmungsmatrix der Figuren, z. B. Faustos Vater: »Parin Griros betrachtete die dicken Schneeflocken durchs Fenster, sie waren so weit weg.« Oder: »Die Kommissarin betrachtete den Schnee, der durch das Mondlicht eintönig aussah.« Und ohne metaphorisch oder dramatisch werden zu müssen, liegt in diesem schlichten Realismus bereits das ganze Drama der Verlassenheit verborgen. Subtil und klar zugleich.

In den Vordergrund dieses Romans drängt also vielmehr von der ersten Seite an eine dumpfe, bedrückende, stille Atmosphäre, die einen Stimmungsraum erzeugt, in dem die Menschen mit ihrer eigenen Identität auf unterschiedliche Art zu ringen beginnen, im Zentrum Cesare. Diesen atmosphärisch dichten Ton, den der Roman nicht mehr verlieren wird, befördern die Beschreibungen der Landschaft und das Motiv des Schnees. Die Protagonisten fühlen sich dabei ihrer Umgebung völlig entfremdet: »Hinter sich spürte er die Natur, schweigend und still war sie, aber verbunden fühlte er sich ihr nicht. Auch das Haus, das immer sein Zuhause gewesen war, erschien ihm jetzt fremd.«

Beeindruckend ist diese Intensität und Stringenz mit der Longo eine Stille und Verlassenheit erzeugt, die die Figuren umgibt, aber kaum aufrührt. Ob im Bus, auf der Straße, in der Kneipe oder in den Bergen, so farb- und strukturlos wie der Schnee ist auch die Kommunikation der Dorfbewohner und Protagonisten. Eine Sphäre des Schweigens und der Stille, die erzählt, ohne laut zu werden: »Zurück blieb eine Stille aus vielen kleinen Geräuschen, keines übertönte das andere«, heißt es einmal. So etwa ist das Brummen des Kühlschranks in der örtlichen Kneipe zu hören und nichts weiter – nicht die Stimmen, nicht die Gläser, nicht der Abend, nicht die Straße. Einzig das Brummen des Kühlschranks. Neben der Natur gibt es nur wenige Handlungsorte: da ist Cesares Wohnung, sowie die Hütte Faustos, die Kneipe, die Bäckerei und das Kommissariat.

Auf diese Weise reduziert sich alles im Roman: die Landschaft, die Menschen, ihre Gespräche sowie die Sprache des Autors, die Atmosphäre ebenso wie die Spannung, die Schauplätze ebenso wie die Tageszeiten. In der Reduktion finden Raum und Zeit, Protagonist und Handlung ihre Kraft und Intensität. Diese Reduktion und Stille verschärfen eine Untergangsstimmung, die sich in der Anonymität verliert: »Von draußen kam nicht das leiseste Geräusch, als wäre die Welt längst untergangen.« So erlebt es der junge Sergio: »Den Menschen passieren so viele Dinge, aber keiner weiß etwas vom anderen.«

Longos Sprache und Bildhaftigkeit stehen teilweise in der Tradition einer italienischen Heimatliteratur und ihres prominentesten Vertreters im 20. Jahrhundert: Cesare Pavese. Bereits Pavese nutzte das Gehen durch die Landschaft, die Qualität der Natur, den Wechsel der Jahreszeiten und den Mond – etwa in Junger Mond (1950) –, auf den auch Longo immer wieder verweist, um eine spezifische Atmosphäre der Einsamkeit und Archaik zu erzeugen. Davide Longo, der mit dem Erscheinen seiner Romane in Deutschland als eine neue Stimme der italienischen Literatur gefeiert wurde, wurde 1971 in Carmagnola bei Turin geboren und steht damit dem Piemontesen Pavese auch geographisch ein wenig nahe.

Statt der Aufarbeitung der einen Tat, ereignen sich neue, völlig sinnlose Gewalttaten. Etwa als Cesare sich in Faustos Hütte – dem Tatort – umsieht, trifft er auf Sergio, dem einzigen Zeugen von Faustos Tod. Bevor er ihn erkennt, verletzt er ihn schwer mit einem Messer. Das Gefühl der Grausamkeit entwickelt der Leser selbst, gerade indem der Text ganz bei der bloßen Schilderung dieser Realitäten bleibt. So wird auch die Beerdigung Faustos völlig unsentimental erzählt: »Auf dem Friedhof hielt der Pfarrer eine kurze Predigt, dann wurde der Sarg in die Familiengruft gelegt und der Leichenbestatter schob eine Metallplatte vor die Öffnung, denn es sah nach Schnee aus und vor dem nächsten Tag hätten sie sie nicht verschließen können.«

Als Cesare und Sergio schließlich den letzten Transport von Flüchtlingen erledigen, den eigentlich Fausto hätte machen sollen, kommt es im Gebirge zu einer Schießerei. Der Angreifer wird schließlich erschossen. Dass es sich dabei um denjenigen handelt, mit dem Cesare noch am Grab Faustos gestanden und zu dem er eine langjährige Freundschaft hatte, erwartet der Leser allerdings nicht. Auch wenn ihm vielleicht einfällt, das Cesare gerade ihm von der letzten Überführung der Flüchtlinge nach Frankreich erzählt hatte. Und so bleibt es spannend.

Von der ersten Sekunde an liegt eine Spannung in der Luft dieses Textes, die bis zum Schluss und noch über ihn hinaus anhält. Der ausführlich erzählte Gang durchs Gebirge mit den Flüchtlingen zeichnet immer stärker die Angst ab, die auch Cesare umgibt, der bis dahin trotz aller schrecklichen Ereignisse von einer auffälligen Souveränität umgeben ist. Mit der Fluchtbewegung kommt auch Cesares Psychogramm in Bewegung. Der Ruf einer Eule ist es, der Cesare nach dem Schusswechsel im Gebirge klar macht, »wie einsam er war. Nicht wie sonst, wenn er sich in sein Zimmer einsperrte oder bei dem alten Fort saß. Vielmehr eine Einsamkeit, die man weder mit jemandem teilen noch jemandem mitteilen konnte, denn sie mußte unberührt bleiben, und der Preis dafür war das Schweigen.« Und auch der Roman selbst berührt diese Einsamkeit nicht, sondern schafft es mit dem völlig reduzierten Erzählvorgang und der Reflexion der Wahrnehmungsprozessen, diese Einsamkeit zur Darstellung zu bringen, ohne sie zugleich antasten zu müssen. Dieser Roman redet, in dem er das Schweigen achtet, er erzählt, ohne zu verraten, er erinnert, ohne zu erfinden.

Das Schweigen der Dorfbewohner und der vom Schnee immer wieder bedeckte Ort selbst, erweisen sich als Motiv: »Es ist dumm, wenn man etwas unbedingt wissen will, Cesare. Zumal es die Zweifel sind, die uns am Leben erhalten.« Die Suche nach Erkenntnis, das Ausräumen der Zweifel, das Aussprechen der Fragen wird Cesare mit dem Mord an seiner Hündin bitter bestraft. »Cesare kniff die Augen zusammen, die Sonne blendete allzu stark wegen des Schnees.« Der Schnee ist das Motiv, um Macht und Wissen zu verhandeln. Es schmerzt in den Augen, wenn man auf ihn sieht, ihn schmelzen will. Das Schweigen der Menschen dieses Ortes wird so mehr und mehr zu einem Mechanismus der Unterdrückung. Wer spricht, hat Schlimmes zu befürchten. »Man könnte meinen, in diesem Tal sei Reden eine Schande«, stellt die Kommissarin Sonia fest.

Und doch sind der Schnee und das Schweigen das einzige Lebenszeichen: »Die riesigen weißen Haufen, die der Schneepflug zu beiden Seiten des Denkmals aufgetürmt hatte, waren das einzige Lebendige im Dorf.« Immer deutlicher zeichnet sich ab, dass das Leben der Menschen dieses Ortes schon längst untergegangen ist, womöglich schon vor Faustos Tod. Denn nichts ist da, was sich trägt, außer die Existenz des Schnees – kein Wärme zwischen den Menschen, keine Aufgeschlossenheit und Nächstenliebe und vor allem kein Vertrauen, weder in die Menschen, noch in das Leben der Gemeinschaft. Ganz am Ende des Romans, als der Auftrag vollbracht ist und es erneut einen Toten im Gebirge gibt, beginnt der Schnee zu schmelzen und der Text zieht sich noch einmal kurz in die Erinnerung zurück bevor es schließlich auch für Cesare zu spät ist.

Obwohl Davide Longos Roman bereits 2004 in Italien erschien und in deutscher Sprache erstmals 2008 im btb Verlag veröffentlicht wurde, ist Longo bei den deutschen Lesern eigentlich erst seit den Neuauflagen des Romans im Wagenbach Verlag 2015 und im Rowohlt Verlag 2016 wirklich angekommen. Vielmehr als ein Krimiautor ist Davide Longo also, auch wenn er nach seiner Entdeckung in Deutschland v. a. als ein solcher gelesen wird. Das mag vielleicht auch an dem Titel seines zweiten ins Deutsche übersetzten Romans liegen: Der Fall Bramard erschien 2015 im Rowohlt Verlag. Der Fall Longo ist damit noch lange nicht abgeschlossen.

Foto: © Paolo Giagheddu, Rowohlt Verlag

Siehe Davide Longo im Rowohlt Verlag

Siehe Davide Longo im Wagenbach Verlag

Episodio 13: »Silenzio infinito« o la fusione della verità nella neve

Il mangiatore di pietre di Davide Longo e perché questo romanzo non è un giallo, ma un grande pezzo di letteratura

Nel centro del romanzo Il mangiatore di pietre (2004) di Davide Longo che non è un giallo, ma gira intorno a un delitto, sta Cesare. Lui trova morto il trentenne Fausto Berardi con cui ha fatto passare per alcuni anni i profughi dalla valle Varaita attraverso i monti in Francia. Cesare, chiamato da tutti »il francese«, perché era trasferito colla famiglia a Marseille 1949, rientra solamente di nuovo come adulto nella sua patria. Quel giorno a Francia aveva undici anni quando non riusciva la scuola e cominciava lavorare al porto come lo faceva anche suo padre. Perché una lesione personale di un poliziotto durante un litigio su un bastimento Cesare doveva andare per cinque anni in prigione.

Dopo il suo rilascio tornava in Piemonte. Innamorato nella giovane Adele lui si lasciava convincere di lavorare come scafista per i profughi africani per il motivo di ricevere i soldi per il matrimonio con Adele. Quando Cesare scopre la salma di Fausto nell’alveo del Cumbo lui è già da molto tempo un uomo solitario. Dal morto di Adele tredici anni fa viveva ritirato e solo nei monti. La scoperta della salma causa per di più materia di conversazione, perché Fausto non è affogato, ma ucciso da due spari. Nel villaggio la gente parla più l’uno sull’altro di insieme e subito Cesare è sospettato. Questa è la storia criminale del romanzo.

La storia della famiglia di Cesare si svolge per inciso nel romanzo come l’ininterrotta delucidazione del caso di omicidio. Nel bar i telegiornali regionali in fondo rapportano dall’omicidio. La commissaria Sonia di Meo che dirige gli accertamenti del caso dell’omicidio è sempre di nuovo in dialogo con Cesare.

Ma tra tutte due sorge una vicinità ed intimità che serve di meno la delucidazione del delitto e più la chiarificazione della figura Cesare che si fa la sua propria idea della cosa. Cesare trova in capanna di Fausto un sacco con i soldi, i risultati delle analisi e le chiavi, ci sono un conto di banca in Francia, contatti a Torino, indicazioni e tracce che quasi non portano qualche risposta. »Nella finestra al nord la luce già si infiltrava inanimata, la finestra al sud sembrava come un quadro bianco e senza cornice.« La neve assorbe tutto.

Né il decorso esatto né la sua ricostruzione com’è tipica per un giallo diventano raccontato, ma conosciamo la matrice della percezione dei figuri, per esempio la padre di Fausto: »Parin Griros considerava i grossi fiocchi di neve in finestra, erano così lontano.« O: »La commissaria considera la neve che sembra monotona tramite la luce della luna.« E senza diventare metaforico o drammatico, in questo realismo semplice si trova nascosto la totale dramma  della solitudine. Sottile e chiaro allo stesso momento.

Dunque in primo piano di questo romanzo si spinge di più dalla prima pagina una silenziosa e deprimente atmosfera che crea uno spazio di spirito in cui gli uomini cominciano di lottare con la loro propria identità in modi diversi, nel centro Cesare. Questa tonalità atmosferica e densa che il romanzo non perde più fino la fine è trasportata tramite le descrizioni del paesaggio e dal motivo della neve. I protagoniste si sentono straniati dal dintorno: »Dietro di se si sente la natura, era silente e zitta, ma non si sentiva collegato con lei. Anche la casa che era stata sempre la sua propria casa, gli sembrava adesso straniata.«

Quest’intensità e questo rigore sono impressionanti con cui Longo crea un silenzio e una solitudine che circonda le figure, ma non le sommuovono. In autobus, sulla strada, in bar o nei monti, così incolore e senza struttura come la neve è anche la comunicazione degli abitanti di villaggio e delle protagoniste. Una sfera del non parlare e del silenzio che racconta senza diventare ad alta voce: »Rimaneva indietro un silenzio di tanti piccoli rumori, nessuno copre l’altro«, si legge una volta. Da ascoltare è il ronzio del frigo in bar locale e niente l’altro – non le voci, non i bicchieri, non la serata, non le strade. Unicamente il ronzio del frigo. Accanto alla natura ci sono solamente pochi luoghi dell’azione: c’è l’appartamento di Cesare, la capanna di Fausto, il bar, il panificio e il commissariato.

Tutti nel romanzo si riduce in questo modo: il paesaggio, gli uomini, loro conversazioni ed anche la lingua dell’autore, sia l’atmosfera che la tensione, i luoghi dello spettacolo nonché le ore. In questa riduzione lo spazio ed il tempo, le protagoniste e l’azione trovano la loro forza ed intensità. Questa riduzione e silenzio inaspriscono un’ atmosfera apocalittica che si perde nell’anonimità: »Da fuori non arriva il rumore più piano, come il mondo fosse affondato da molto tempo.« Così il giovane Sergio viverlo: »Gli uomini succedono tante cose, ma nessuno sa qualcosa dall’altro.«

Questa lingua e plasticità di Longo sta parzialmente in traduzione di una letteratura di sfondo regionale e il suo rappresentante più famoso del Novecento: Cesare Pavese. Già Pavese utilizzava l’andata attraverso il paesaggio, la qualità della natura, il cambio degli stagioni e della luna – per esempio in La luna è il falò (1950) -, a cui anche Longo riferisce, per creare una specifica atmosfera di solitudine e di essere arcaico. Davide Longo che era festeggiato come una nuova voce della letteratura italiana in Germania dopo l’uscita del suo romanzo, è nato 1971 a Carmagnola presso a Torino e sta vicino il piemontese Pavese anche in senso geografico.

Invece della chiarificazione dell’omicidio succedono nuovi atti di violenza senza senso. Per esempio quando Cesare si guarda intorno alla capanna di Fausto – il luogo del delitto – e incontra Sergio, l’unico testimone dal morto di Fausto. Primo riconoscergli gli feriva grave col coltello. Il sentimento della crudeltà sviluppa il lettore per se stesso appena perché il testo rimane alla descrizione pure della realtà. Così è anche raccontato totalmente senza emozioni il funerale di Fausto: »Sul cimitero il parroco teneva una breve predica, poi la cassa da morto era messa nella tomba della famiglia ed il becchino spingeva un piccola paglietta davanti alla apertura, perché sembrava che c’è ancora la neve e primo il prossimo giorno non la avessi potere chiudere.«

Quando Cesare e Sergio arrangiano alla fine lo scorso trasporto dei profughi che doveva fare normalmente Faust, si avviene una sparatoria nella montagna. L’aggressore finalmente diventa sparato. Che si tratti dell’uomo con cui Cesare stava alla tomba di Fausto primo e con cui gli collega un’amicizia lunga, il lettore non aspetta. Anche se si ricorda che Cesare ha raccontato in realtà lui dall’ultima traslazione dei profughi in Francia. Ma così rimane avvincente.

Dal primo secondo è nell‘aria del testo una tensione che continua fino la fine e anche oltre a ciò. L’andatura con i profughi attraverso la montagna che è raccontata ampiamente fa vedere sempre di più la paura che cinge Cesare che era a dispetto degli eventi caratterizzato di una sovranità vistosa. Con il movimento dei profughi anche la psicogramma di Cesare prende l’aire. È la chiamata di un gufo che Cesare lascia rendersi conto dopo il scontro fuoco come era solitario. Non come di solito quando lui si rinchiudeva nella camera o sedeva al vecchio forte. Anzi una solitudine che né si divide con qualcuno né comunicare qualcuno, perché serve che rimane non toccato. Per questo il prezzo è il silenzio.« E anche il romanzo non tocca questa solitudine, ma riesce con la riduzione della narrazione e la riflessione dei processi di percezione presentare questa solitudine senza toccarla. Questo romanzo parla rispettando il silenzio, racconta senza rivelare, ricorda senza inventare.

Il silenzio dei abitanti paesani e il luogo che è coperto dalla neve sono motivi: »E sanno, Cesare, se si vuole sapere qualcosa assolutamente. Soprattutto perché sono i dubbi che ci alimentano.« La ricerca della conoscenza, l’eliminazione dei dubbi, la dibattimento delle domanda di Cesare diventa punito duro con l’omicidio della sua cagna. »Cesare chiude gli occhi, il sole abbacina troppo forte per via della neve.« La neve è il motivo per trattare il potere ed il sapere. Fa male negli occhi se si vede la neve, se si vuole squagliarla. Il silenzio degli uomini di questo luogo diventa viepiù un meccanismo di repressione. Qui parla devi temere il male. »Si può intendere in questa valle il parlare sarebbe una vergogna«, dice la commissaria Sonia.

E comunque la neve ed il silenzio sono l’unico segno della vita: »Gli enormi cumoli bianchi che il spazzaneve accatasta sui due lati del monumento erano l’unica cosa vivace nel villaggio.« Sempre più chiaro si fa vedere che la vita degli uomini di questo luogo è già tramontata, possibilmente già primo la morte di Fausto. Perché c’è niente che si porta a parte dell’esistenza della neve – alcuno caldo tra gli uomini, alcuna apertura mentale e l’amore del prossimo e soprattutto alcuno fedeltà né negli uomini né nella vita della comunità. Proprio alla fine del romanzo quando la committenza è realizzata  e c’è di nuovo uno morto nella montagna la neve comincia squagliare e il testo si ritira ancora una volta nel ricordo primo è troppo tardi finalmente anche per Cesare.

Anche se il romanzo di Davide Longo usciva in 2004 in Italia e la prima volta in tedesco era pubblicato in 2008 nella casa editrice btb, Longo è proprio arrivato ai lettori tedeschi fino dalla riedizione del romanzo nella casa editrice Klaus Wagenbach 2015 e nella casa editrice Rowohlt 2016. Cioè Davide Longo è più di un autore dei gialli, anche se diventa letto come questo in Germania. Questo è forse causato dal titolo del suo secondo libro tradotto in tedesco: Il caso di Bramard è pubblicato 2015 a Rowohlt. E con questo il caso Longo non è ancora finito.

(Le traduzioni dei citazioni di Longo sono fatte di Friederike Römhild stessa)

Folge 9: Düsseldorf – Das Kaiserpanorama

Schaufenster zur Welt oder die Entdeckung Süditaliens in Deutschland

Der Berliner Physiker und Unternehmer August Fuhrmann (1844-1925) erfand im 19. Jahrhundert das so genannte Kaiserpanorama. Der Nachbau eines solchen Kaiserpanoramas ist im vierten Stock des Düsseldorfer Filmmuseums zu sehen.

Ab 1870 entwickelte Fuhrmann in bis zu 250 Städten Serien von jeweils fünfzig Bildern. Die thematisch geordneten Bilderserien waren durch fernglasähnliche Okulare zu sehen, die in von innen beleuchtete Rundkabinette eingebaut waren. Diese Rundkabinette wurden durch ein Uhrwerk angetrieben und ein Klingelzeichen läutete alle zwanzig Sekunden den Wechsel der Bilder ein. Eine gewöhnliche Vorstellung, die von etwa bis zu fünfundzwanzig Personen gleichzeitig betrachtet werden konnte, dauerte ca. zwanzig Minuten. Um 1910 existierten rund 650 Bilderzyklen zu je fünfzig handkolorierten doppelten Glasdias. August Fuhrmann hatte mit dem Kaiserpanorama ein populäres Massenmedium geschaffen, das er erstmals 1880 in Breslau präsentierte und 1883 in die Kaiserpassage – eine Einkaufsgalerie – nach Berlin Mitte verlegte.

Die Schaufenster zur Welt dienten sowohl der Vergnügung als auch der Entdeckung exotischer Länder und unbekannter Welten wie Palästina, Russland, Norwegen, Südamerika oder eben Italien. Die in Düsseldorf zu sehende Serie zeigt nicht nur Sehenswürdigkeiten wie etwa »POMPEJI – In der Museumshalle«, sondern auch Alltagsszenerien wie den Verkehr in den Straßen Neapels: »NEAPEL – Häuser und Verkehr von Santa Lucia«. Grundsätzlich führten Kaiserpanoramen neben Kulturgütern, musealen Objekten und Stadtansichten auch Naturspektakel wie den Ausbruch des Vesuvs vor. Dabei nährte das Kaiserpanorama sowohl die Neugierde als auch die Vorbehalte und Ängste der Zuschauer vor dem Fremden. Zwischen Faszination und Aufklärung befriedigten die Kaiserpanoramen folglich unterschiedliche Interessen. Stand nicht ein spezifisches Werbeinteresse für das eigene Land im Vordergrund, so waren es neben dem Vergnügen und Spektakel v. a. Bildungsinteressen, die mit dem Kaiserpanorama erfüllt wurden. Die Bildserien dienten der Länder-, Völker und Heimatkunde exotischer, unerreichbarer Länder in der Ferne.

Der deutsche Philosoph, Kulturkritiker, Übersetzer und Schriftsteller Walter Benjamin (1892-1940) verfasste einen kleinen Text mit dem Titel »Das Kaiserpanorama«, der in seiner Berliner Kindheit um neunzehnhundert 1932-34/1938 erschien und von seinen Eindrücken erzählt:  

Es war ein großer Reiz der Reisebilder, die man im Kaiserpanorama fand, daß es nicht darauf ankam, wo man die Runde anfing. Denn weil die Schauwand mit den Sitzgelegenheiten davor Kreisform hatte, passierte jedes sämtliche Stationen, von denen aus man durch je ein Fensterpaar in seine schwach getönte Ferne sah. Platz fand man immer. Und besonders gegen das Ende meiner Kindheit, als die Mode den Kaiserpanoramen schon den Rücken kehrte, gewöhnte man sich, im halbleeren Zimmer rundzureisen.

Musik, die Reisen mit dem Film so erschlaffend macht, gab es im Kaiserpanorama nicht. Mir schien ein kleiner, eigentlich störender Effekt ihr überlegen. Das war ein Klingeln, welches wenige Sekunden, ehe das Bild ruckweise abzog, um erst eine Lücke und dann das nächste freizugeben, anschlug. Und jedesmal, wenn es erklang, durchtränkten die Berge bis auf ihren Fuß, die Städte in ihren spiegelklaren Fenstern, die Bahnhöfe mit ihrem gelben Qualm, die Rebenhügel bis ins kleinste Blatt, sich mit dem Weh des Abschieds. Ich kam zur Überzeugung, es sei unmöglich, die Herrlichkeit der Gegend für diesmal auszuschöpfen. Und dann entstand der nie befolgte Vorsatz, am nächsten Tage noch einmal vorbeizukommen. Doch ehe ich mir schlüssig war, erbebte der ganze Bau, von dem mich die Holzverschalung trennte; das Bild wankte in seinem kleinen Rahmen, um sich alsbald nach links vor meinen Blicken davonzumachen. […]

(Walter Benjamin: Berliner Kindheit um neunzehnhundert, Frankfurt/Main: Suhrkamp 1986. S. 14-15).

Heute sind insgesamt nur ca. sechs originale Kaiserpanoramen und ein paar Nachbildungen erhalten. Von den ursprünglich 110 000 Stereobildern tauchten 1979 etwa 12 000 in Berlin wieder auf. Originale erhaltene Kaiserpanoramen sind heute in den Stadtmuseen von München und Wels (Österreich), im Deutschen Historischen Museum und im Märkischen Museum in Berlin zu sehen.

Episodio 9: La panorama del imperatore

La vetrina al mondo o la scoperta d’Italia del Sud in Germania

Il fisico ed imprenditore berlinese August Fuhrmann (1844-1925) inventava nel Novecento la così detto panorama del imperatore. Al quarto piano del Museo del Film di Düsseldorf (Nordreno-Vestfalia) si può vedere una ricostruzione. Dal 1870 Fuhrmann sviluppava serie con per volta cinquanta immagini a circa 250 città. Le serie degli immagini erano raggruppato in modo tematico ed erano da vedere tramite oculari consimile come cannocchiali che sono incassato in gabinetti rotondi ed illuminati. Questi gabinetti erano azionati attraverso un meccanismo d’orologeria. Un trillo suonava tutti venti secondi per cambiare i quadri. Una presentazione di regola, che potevano vedere sincronico venticinque persone, durava circa venti minuti. Nell’anno 1910 esistevano circa 650 cicli d’immagini con cinquanta dispositive di vetro colorato a mano. August Fuhrmann aveva costruito colle panorame del imperatore un mass-media popolare che presentava la prima volta 1880 a Breslava e che spostava 1883 in passaggio del imperatore – un centro commerciale – a Berlino.

Le vetrine al mondo servivano sia il divertimento sia la scoperta dei paesi esotici e mondi inconosciuti come Palestina, Russia, Norvegia, America del Sud o anche Italia. La seria che si può vedere a Düsseldorf fa vedere non solo i luoghi d’interesse come »Pompeji – la palestra del museo«, ma anche le scene nelle strade di Napoli: »Napoli – case e traffico di Santa Lucia«. Principalmente le panorame del imperitore presentavano accanto i beni culturali, oggetti museali e vedute di città anche un baccano naturale come l’eruzione del Vesuvio. La panorama del imperatore nutriva sia la curiosità sia le riserve e le paure degli spettatori del paese straniero. Tra fascinazione e delucidazione le panorame del imperatore accontentano conseguentemente interessi diversi. Non era in linea prima un interesse pubblicitario per il proprio paese, erano accanto il divertimento e lo spettacolo soprattutto gli interessi di formazione ed educazione che la panorama del imperatore adempieva. Le serie degli immagini servivano la etnologia, la geografia regionale e la materia di studio della realtà locale e regionale dei paesi lontani, esotici ed inarrivabili.

Il filosofo, critico culturale, traduttore e scrittore tedesco Walter Benjamin (1892-1940) scriveva un piccolo testo col titolo »Das Kaiserpanorama« (»La panorama del imperatore«) che usciva nel suo libro Berliner Kindheit um neunzehnhundert/Infanzia berlinese intorno al milenovecento (1932-34/38) e raccontava di suoi impressioni:

Era un grande fascino degli immagini di viaggio che si trova nella panorama del imperatore . Non importava dove si cominciava vedere la serie. Perché lo schermo con i posti a sedere davanti aveva una forma circolare  ogni immagine passa tutti stazioni da cui si vedeva per via di un paio di finestre in una lontananza colorato debole. Un posto si trovava sempre. E particolarmente contro il fine della mia infanzia, quando la moda già voltava le spalle alle panorame del imperatore, si abituava viaggiare in tondo nella camera a metà vuoto.

La musica che fa i viaggi con il film flaccido, non c’era nella panorama del imperatore. Mi sembrava dominante un piccolo effetto proprio perturbatore. Era un trillo che abbaia pocchi secondi primo l’immagine cambiava a scatti per sbloccare primo un interstizio e poi la prossima immagine. E ogni volta, se risuona i monti fino i suoi piedi, le città nelle sue finestre chiare come specchi, i stazioni con i suoi fumo giallo,le vigne fino ogni fogliettino si imbevono col dolore dell’addio. Ero convinto che sia impossibile esaurire la gloria dei paraggi per questa volta. E poi cresceva la premeditazione che non ho mai seguito di passare di nuove il prossimo giorno. Ma primo ero risoluto la costruzione completa da cui mi separa dal rivestimento in legno tremava; l’immagine oscillava nella sua cornice per sparire presto alla sinestra davanti i miei sguardi. […]

(Walter Benjamin: Berliner Kindheit um neunzehnhundert, Frankfurt/Main: Suhrkamp 1986. S. 14-15; traduzione qui di Friederike Römhild)

In totale oggi sono conservati circa sei panorame del imperatore originale e pocche ricostruzioni. Dagli 110 000 immagini di stereo originario ricomparivano 12 000 immagini 1979 a Berlino. Le panorame del imperatore che sono conservati originale si trovano oggi nei musei della città di Monac e Wels (Austria), nel Deutsches Historisches Museum e nel Märkisches Museum a Berlino.

Folge 8.2: … Online II – Die Freude zu schreiben

Le mani scrivono sulla macchina da scrivere

von Annarita Faggioni, Übersetzung Friederike Römhild

Folge 9: Online mit »Il Piacere di Scrivere«

Es war einmal ein kleiner Blog und das war 2011. Der kleine Blog wollte nicht größer werden als er war, sondern anderen nur zur Hand gehen. Er sah viele gigantische große Blogs, aber jeder hatte sein bevorzugtes Thema und Spezialgebiet.

Es gab Vorschläge für Wettbewerbe, es waren die Namen von Verlagen zu lesen und wer wie schreibt. Jeder blieb dabei für sich. Der kleine Blog hingegen wollte über alle diese Sachen zusammen sprechen und wollte nur die ansprechen, die selbst auch schreiben. Und zwar um ihnen zu helfen, nichts weiter. 

Der kleine Blog wusste, dass es sehr schwierig für einen Autor ist, ein Buch zu veröffentlichten. Seine Mutter hatte es von klein auf versucht, ohne es jemals zu schaffen. Nun als sie zwanzig Jahren alt war und an der Universität studierte, lernte sie in einer neuen Weise zu schreiben und vielleicht konnte das Schreiben so ihre Zukunft werden.

So begann die Geschichte von Il Piacere di Scrivere, die am 1. März sechs Jahre vollendet. Der kleine Blog hat nun Erfolg und auch seine Mama. Heute ist er ein Web-Journal, das nicht mehr nur zu den italienischen Autoren spricht, die ein Buch veröffentlichen wollen oder bei Wettbewerben teilnehmen möchten.

Wer Il Piacere di Scrivere liest, kann auch ein Copywriter, ein SEO, ein Verleger oder eine Literaturagentur sein. Eine Freude, die für jeden ein Zuhause wird, direkt oder indirekt, der den Stift für seine Arbeit braucht und das Lesen liebt.

Die Seite hat verschiedene Sektionen und Rubriken zur Vertiefung. Die Interviews sind in der Sektion »Libri in Cultura« und gelegentlich schaffen wir es auch Videos zu drehen. Dann gibt es Wettbewerbe, eine Sektion für den, der einen Blog hat oder als Texter arbeitet, Hilfestellungen für die, die das Schreiben lernen und Bücher einem Verlag präsentieren möchten und vor allem die Sektion »International«.

Letztere ist die Sektion, die sich in den letzten Jahren am meisten entwickelt hat und die uns erlaubt, hier zu sein, heute, bei Italienreport. Zu Beginn, war »International« nur ein Blick auf das, was draußen passiert im italienischen Fenster. Dann hat unsere Freundin Sara Svolacchia gefragt, ob sie einen Artikel in Frankreich schreiben darf: ein großer Erfolg, der auch die Brücke geworden ist, die uns heute erlaubt, zusammen zu sprechen. Il Piacere di Scrivere hat schon die Realität im Ausland befragt und Menschen interviewt. Noch nicht oft, aber gelegentlich.

Heute träumen wir auch davon, den debütierenden, neu einsteigenden Autoren zu helfen und nicht nur denen einer bestimmten Nationalität: Italien. Die Literatur ist eine Kunst, die die Sprachen und die Grenzen überwindet. Wir glauben an ihre Kraft und wollen unsere Erfahrungen all jenen verfügbar machen, die die Ohren spitzen und in der Hand einen Stift halten, auch jenseits der Alpen.

Von Herzen danken wir Friederike und den Freunden von Italienreport aus Deutschland. Wir warten auf euch!

Episodio 9: Il piacere di scrivere: dalla passione per la scrittura al mondo

Annarita Faggioni

Online con »Il Piacere di Scrivere«, Teil II

di Annarita Faggioni

C’era una volta un piccolo blog e quella volta era il 2011. Il piccolo blog non voleva essere grande, ma solo dare una mano. Vedeva tanti blog grandi quanto giganti, ma ognuno aveva il suo argomento preferito.

C’era chi proponeva solo concorsi, chi solo i nomi delle case editrici, chi come scrivere. Ognuno andava per conto suo. Il piccolo blog, invece, voleva parlare di tutte queste cose insieme e voleva parlare solo a chi scriveva. Solo per aiutare, non per altro. 

Il piccolo blog sapeva che era molto difficile per uno scrittore pubblicare un libro. La sua mamma ci aveva provato fin da piccola, senza mai riuscirci. Ora che aveva 20 anni e che stava studiando all’università, stava imparando a scrivere in un modo nuovo e, forse, scrivere così poteva diventare il suo futuro.

Così comincia la storia de Il Piacere di Scrivere, che il 1° Marzo compirà sei anni. Il piccolo blog ne ha fatta di strada e anche la sua mamma. Ora è un Web Journal che non parla più solo agli autori italiani che vogliono pubblicare un libro o partecipare ai concorsi. 

Chi legge Il Piacere di Scrivere può essere anche un copywriter, un SEO, un editore o un’agenzia letteraria. Un piacere che è diventata una casa per chiunque, in maniera diretta o indiretta, usa la penna per lavorare e ama leggere.

Il sito ha diverse sezioni e rubriche di approfondimento. Le interviste sono alla sezione »Libri in Cultura« e, ogni tanto, riusciamo anche a fare dei video. Poi ci sono i concorsi, rigorosamente senza quota per l’autore, la sezione per chi ha un blog o fa copywriting per lavoro, le guide per imparare a scrivere e a presentare un libro all’editore e, soprattutto, la sezione »International«.

Questa è la sezione che si è evoluta di più nell’ultimo anno e che ci permette di essere qui, oggi, su ItalienReport. All’inizio, »International« era solo uno sguardo a quello che succedeva fuori dalla finestra Italia.

Poi, la nostra amica Sara Svolacchia ha chiesto di poter scrivere un articolo dalla Francia: un grande successo che è diventato anche il ponte che ci permette oggi di parlare insieme. Il Piacere di Scrivere aveva già intervistato realtà all’estero, ma solo ogni tanto.

Oggi, invece, sogniamo anche di aiutare gli autori esordienti e non di qualsiasi nazionalità. La letteratura è un’arte che travalica le lingue e i confini. Noi crediamo nella sua forza e vogliamo mettere a disposizione quella che è stata questa nostra esperienza a chiunque tenda l’orecchio e tenga in mano una penna, anche oltre le Alpi.

Grazie di cuore a Friederike e agli amici di ItalienReport dalla Germania. Vi aspettiamo.

Il Piacere di Scrivere

https://ilpiacerediscrivere.it/

 

Folge 8.1: … Online I – Italienreport

Il Piacere di Scrivere love writing

Online con »Il Piacere di Scrivere«, Teil I

von Friederike Römhild
 

Von den Bäumen hört man es manchmal schon wieder zwitschern, die Sehnsucht nach dem Frühling wird langsam wieder wach. Ein erstes Frühlingserwachen hat Italienreport bei Twitter erlebt, als die Gründerin und Redakteurin Annarita Faggioni von Il Piacere di Scrivere mit Italienreport in Kontakt getreten ist, um das Magazin auf ihren Seiten zu präsentieren. Und nun können wir es zwitschern: Es ist so weit. Unter diesem Link ist Italienreport mit einer eigenen italienischen Präsentation online gegangen. Folgt ihr dem Link, gelangt ihr zur italienischen Originalversion. Original? Das ist Italienreport auch auf Deutsch. Wer also der italienischen Sprache nicht mächtig ist, der darf trotzdem mit zwitschern. Gleich im Anschluss findet ihr die deutsche Version des Artikels! 

Viel Spaß und allen ein fröhliches Frühlingserwachen wünscht Italienreport!

***

Italienreport:
magazine tedesco-italiano o »lamore non si spiega«

Dagli alberi si sente a volte di nuovo cinguettare gli uccelli e la nostalgia di primavera sveglia lentamente. Italienreport ha vissuto un primo risveglio della primavera da Twitter quando la fondatrice e redattrice Annarita Faggioni di Il Piacere di Scrivere ha contattato Italienreport per presentare il magazzino al suo sito. E adesso possiamo cinguettarlo: È giunta l’ora! Su questo LINK Italienreport è andato online con una propria presentazione italiano. Seguete il link, giungete alla versione italiana originale. Originale? Questo è Italienreport anche in tedesco. Chi non è possente della lingua italiana, comunque potrebbe cinguettare con noi. In seguito trovate l’articolo nella versione tedesca!

»Buon divertimento e tutto un allegro risveglio della primavera auguratevi Italienreport! 

 
 
Italienreport: ein deutsch-italienisches Magazin oder 
»Liebe kann man nicht erklären«

»Liebe kann man nicht erklären…« ist der Titel eines Liedes von Sergio Cammariere, den ich – eure Redakteurin von Italienreport – kennenlernte als ich ein Jahr in Italien lebte, um die Literatur und den Film des italienischen Neorealismus zu studieren und zu erforschen. Und ich kann meine Liebe zu Italien, die wie mir scheint, schon immer existiert, nicht erklären. Die Liebe zu Italien ist mit jeder Reise nach Italien, die ich in meinem Leben unternommen habe, gewachsen und sie endet nie, so wie es auch die Hauptfiguren im gleichnamigen Film von Roberto Rossellini lernen. Und diese Liebe ist nicht nur für mich eine alte Liebe, sondern auch für die Beziehungen zwischen Deutschland und Italien im Allgemeinen, die bereits im Fränkischen Reich begonnen haben und die sich seit dem Mittelalter bis heute entfalten. Diese unendliche Sehnsucht ist der persönliche, aber auch historische Motor für das Online-Magazin, das sich Italienreport nennt und das die Germanistin und Künstlerin Friederike Römhild im Herbst 2014 gegründet hat. Für Italienreportist es möglich, diese lange Chronik einer Liebe zu dokumentieren, weil das Medium Blog eine fließende, offene und flexible Form für alle historischen, kulturellen und literarischen Ereignisse anbietet.

Es gibt verschiedene Rubriken, in denen Artikel, Rezensionen, Gedichte, Erzählungen, Filme, Bilder, Zeitschriften, Ereignisse präsentiert werden, die das italienische Leben behandeln – dasjenige in Italien und jenes in Deutschland. Die Struktur und die Namen der Rubriken sind durch die italienische Kultur selbst inspiriert: Das Lessico famigliare (Familienlexikon) berichtet zum Beispiel von den Neuerscheinungen und der Titel erinnert zugleich an das gleichnamige Hauptwerk (1963) von Natalia Ginzburg. Die Rubrik erinnert daran, dass Italien und Deutschland eine familiäre Freundschaft verbindet, die Italienreportkultivieren und dokumentieren möchte wie es bereits Alfred Andersch in Deutschland gemacht hat und durch den die Rubrik Ein Buch und eine Meinung – Titel einer Radiosendung der fünfziger Jahre –, inspiriert ist, um Buchrezensionen zu präsentieren. In der Rubrik „Cronaca di un amore« findet man eine Sammlung der Geschichte der deutsch-italienischen Freundschaft wie sie durch die Politik, Wirtschaft, Kultur und das Alltagsleben konstituiert wurde. Der Titel Cronaca di un amore ist auch der Titel eines Films des Regisseurs Michelangelo Antonioni (1950). Auf dieselbe Weise erinnert auch die Rubrik »Conversazione a …« an den Roman Conversazione in Sicilia (1941, Gespräch in Sizilien) des großen Autors Elio Vittorini und versammelt thematische Beiträge und Interviews. Diese Rubrik hat die Fähigkeit die medialen Wege diese Freundschaft zu reflektieren, zum Beispiel die Arbeit, die das Verlagshaus Klaus Wagenbach in Berlin seit 1964 betreibt. Die Zeitschriften wie z. B. Zibaldone von Thomas Bremer und Titus Heydenreich, die seit 1986 erscheint, reflektieren die bilateralen Beziehungen ebenso. Wichtig sind z. B. auch die Beiträge von Franca Magnani, die Redakteurin für verschiedene deutsche Zeitungen in den fünfziger Jahren war und in den sechziger Jahren Korrespondentin für den deutschen Sender ARD. Italienreport stellt so die Frage, warum wie die Dinge von Italien wissen, die wir wissen. Ans Licht kommt so zum Beispiel, dass man in Deutschland sehr viele italienische Krimis liest, aber noch nicht sehr viel die italienische Lyrik, die neben Bildern in der Rubrik »giornale poetico« präsentiert wird. Die Idee ist, auch diese medialen Strukturen der deutsch-italienischen Freundschaft zu reflektieren und die auch noch eher unbekannten Bereiche der italienischen Kultur sichtbar zu machen.

Also, Italienreport ist ein deutsches Magazin, dass sich mit den Beziehungen zwischen der italienischen und deutschen Literatur und Kultur beschäftigt und zwar im multimedialen, dokumentarischen und reflexiven Sinne. Die Vision von Italienreport ist ein öffentliches Archiv und ein literarisches und künstlerisches virtuelles Museum zu werden. Das Ziel wird sein, den Diskurs zwischen Italien und Deutschland mehr und mehr zu öffnen und die produktiven Prozesse zwischen den Ländern auch auf der verlegerischen Ebene weiterzuentwickeln. Das heißt, das Magazin versucht auch die Produkte und Zeugnisse der italienischen Kultur bekannt zu machen, die noch nicht Eingang in die Verlagshäuser und die Kunstausstellungen in Deutschland gefunden haben. Das Magazin ist so auch ein Laboratorium für neue Künstler, Debütanten und Autodidakten im digitalen und analogen Bereich. Sie können so schon heute in die kulturelle Tradition zwischen Italien und Deutschland eintreten. Italienreport möchte eine moderne Agentur für die verschiedenen Farben der Liebe sein, die sich nicht erklären lässt, weil sie einfach ist.

Italienreport ist gemacht für alle, die diese Liebe für Italien teilen möchten, aber ebenso die Realität beider Länder. Für alle, denen die deutsch-italienische Freundschaft viel bedeutet und die diese Beziehung vorantreiben möchten. Gemacht für alle deutschen und italienischen Künstler, Autoren, Intellektuelle, die ihre Werke und ihre Gedanken in Italien oder in Deutschland präsentieren möchten. Für alle, die ein Netzwerk von Kontakten suchen und eine Plattform, um die Stereotypen, die Metaphern, die Traditionen, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieser beiden Länder zu kommunizieren. Italienreport möchte eine freie Brücke sein, die alle Interessierten überqueren können.

Serenissima

Giovanni Antonio Canal (genannt Canaletto), Canal Grande in Venedig, Blick nach Norden, aus der Nähe der Rialto Brücke, 1741/43, Öl auf Leinwand, Wallraff-Richartz-Museum & Foundation Corboud, Köln (Foto: © Rheinisches Bildarchiv, Köln)

Venedig zu Besuch im Wallraf-Richartz-Museum in  Köln

Bernardo Bellotto, Canal Grande in Venedig, Blick von der Rialto-Brücke nach Südwesten, um 1738/42, Öl auf Leinwand, Stiftung Sammlung E. G. Bührle, Zürich (Foto: SIK-ISEA, J.P.Kuhn)

»Serenissima« war Beiname der Republik Venedig, verkürzt aus dem offiziellen Staatstitel La Serenissima Repubblica di San Marco (Die allerdurchlauchteste Republik des Heiligen Markus). Die beiden Bilder sind noch bis zum 12. Februar 2017 im Wallraf-Richartz-Museum in Köln zu sehen. Die aktuelle Sonderausstellung »Von Dürer bis Van Gogh« präsentiert die Kunstsammlung Wallrafs im Vergleich zur Sammlung Bührle, eine der wichtigsten und größsten Kunstsammlungen europäischer Malerei, die vom Industriellen Emil Bührle Mitte der 1920er Jahre begonnen wurde. Aufgrund des Zweiten Weltkrieges wechselte der Sitz der Sammlung von Pforzheim nach Zürich, wo sie heute im Besitz der durch die Nachkommen geführten Stiftung E. G. Bührle ist. Die Kölner Ausstellung führt diese beiden Sammlungen nun vergleichend zueinander und deckt dabei nicht nur Parallelen der Sammlungsgeschichte (wie in diesem Beispiel) auf, sondern auch Parallelen in der Produktionsgeschichte der Künstler selbst, insofern künstlerische Positionen des 19. und 20. Jahrhunderts zugleich als Auseinandersetzungen mit der älteren ästhetischen Tradition ansichtig werden.

Die beiden Darstellungen von der berühmten Rialto-Brücke in Venedig stehen noch in der Atmosphäre des Venedigs, das bis Ende des 18. Jahrhunderts eine weitreichende See- und Wirtschaftsmacht war, die der Adelsrepublik viel Reichtum bescherte.

Neben den Veduten Venedigs fertigte Bernardo Bellotto ebenso wie sein Onkel Canaletto (= Familie da Canal), auch zahlreiche Veduten anderer Städte, v. a. Wien, Warschau und Dresden an. Der Realismus der Darstellung war Produkt des Herstellungsprozesses: mithilfe der »camera obscura« stellte Canaletto viele kleinere Zeichnungen her, die schließlich durch Vergrößerungen zu einem großen Gesamtbild zusammengefügt wurden. Während sein Onkel die Stadtansichten gewissermaßen aufräumte, um Idealbilder der Städte darzustellen, bezog Bellotto auch tägliche Aspekte des Lebens in seine Bilder mit ein. Die kleineren Veduten ersetzten gewissermaßen die Postkarte, die es als Medium damals noch nicht gab.

Bernardo Bellotto, Dresden vom rechten Ufer unterhalb der Augustbrücke,1748, Öl auf Leinwand, Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden

Von Antonio Canal stammt auch das Gemälde Dresdens, das den so genannten »Canaletto-Blick« auf Dresden zeigt. Eine Spur also, die die deutsch-italienische Freundschaft als Wahrnehmungsgeschichte belegt und begründet.

Abbildungen:

Abb. 1 und 2: http://www.koeln.de/bilder/kategorie/diverses/galerie/duerer-bis-van-gogh/
Abb. 3: http://skd-online-collection.skd.museum/de/contents/show?id=135387#longDescription

Venezia in visita da Wallraf-Richartz-Museo a Colonia

»Serenissima« è il soprannome della Repubblica Venezia, abbreviato dal titolo officiale dello Stato »La Serenissima Repubblica di San Marco«). Si può vedere i due quadri ancora fino il 12. febbraio 2017 in Wallraf-Richtartz-Museum a Colonia. L’esposizione attuale »Von Dürer bis Van Gogh« presenta la collezione d’arte di Walraff in paragone colla collezione di opere d’arte di Bührle, uno delle collezione di opere d’arte più importante e grande della pittura europea, che ha cominciato l’industriale Emil Bührle in mezzo agli anni venti del Novecento. In causa della seconda guerra mondiale il posto della collezione è cambiato da Pforzheim a Zurigo, dov’è oggi nel possesso della fondazione E. G. Bührle che hanno fondato i discendenti. L’esposizione di Colonia far incontrare in modo comparativo queste due collezioni di opere d’arte e fa vedere non solo i paralleli della storia delle collezioni (come in questo esempio), ma anche i paralleli della storia di produzione dei artisti. In questo senso si può osservare nell’esposizione anche i posizioni artistici del Otto- e Novecento in confronto colle traduzioni estetici più vecchi.

Le due rappresentazioni del famoso ponte di Rialto a Venezia fanno vedere ancora l’atmosfera di questa Venezia che fino il fine del Settecento era un’ ampia potenza navale ed economica che riserva tanta dovizia alla Repubblica gentilizia. Accanto delle vedute di Venezia Bernardo Bellotto fabbrica come il suo zio Canaletto (= famiglia da Canal) numerose vedute di altre città, soprattutto Vienna, Varsavia e Dresda. Il realismo della rappresentazione era il prodotto del processo di fabbricazione: tramite la »camera obscura« Canaletto faceva alcuni piccoli disegni che erano connessi di un quadro complessivo attraverso i suoi ampliamenti. Durante il zio per dire così ha messo in ordine le vedute di città per creare i visti ideali delle città, Bellotto ha fatto vedere anche la vita quotidiana nei suoi quadri. Le più piccole vedute hanno sostituito le cartoline postale che non erano ancora inventate come un medio.

Anche il quadro di Dresda discende da Antonio Canal. Lo fa vedere il cosìdetto »sguardo di Canaletto« su Dresda. Allora una treccia che spiega e dimostra l’amicizia tedesca-italiana anche come una storia della percezione.

Abbildungen:
Abb. 1 und 2: http://www.koeln.de/bilder/kategorie/diverses/galerie/duerer-bis-van-gogh/
Abb. 3: http://skd-online-collection.skd.museum/de/contents/show?id=135387#longDescription

 

»Winter in den Abruzzen oder Orangen im Exil« von Natalia Ginzburg

Blick auf ein Bergdorf in den Abruzzen
http://www.abruzzen-online.de/de/erlebnistour/top-winter-angebot

In der Erzählung Winter in den Abruzzen von Natalia Ginzburg passiert zunächst nicht viel und doch eine ganze Menge. Eine Familie lebt im Zweiten Weltkrieg im Exil in den Abruzzen. Mehr geschieht zunächst nicht. Doch die Begegnungen mit den Einheimischen, ihrem Aussehen ebenso wie ihren Angewohnheiten und Charaktereigenschaften, ihren Fragen und ihren Antworten füllen nicht nur die Tage, sondern tauen auch die Fremdheit zu ihnen und ihrem Lebenswandel auf. Die Isolation der Exilanten von der eigenen Identität – dem Leben in der Stadt, dem dortigen Alltag und seiner erblindenden Normalität – macht besonders aufmerksam auf menschliche, zwischenmenschliche Schicksale und Tugenden, auf die Kreisläufe und Verläufe des Lebens der Einheimischen wie auch des eigenen Lebens.

Das Exil entpuppt sich so als der Ort, an dem das neue Leben ebenso wie das Heimweh geboren werden. Das Heimweh schickt die verbannten Seelen in eine zweite Isolation, nämlich nicht nur die vom eigenen Leben, sondern auch die vom Leben der Anderen, der Fremden, bei denen sie Schutz erhalten und von denen sie als Heimatverlorene immer getrennt bleiben. Es tut weh, an zuhause zu denken und es tut genauso weh, nicht daran zu denken. »Zuweilen aber war das Heimweh stechend und bitter, es wurde zum Haß«, heißt es in Ginzburgs Winter in den Abruzzen. Die Gefühle der Exilanten kommen an ihre Grenzen genau wie die städtischen Lebenszentren an ihre Ränder, die Peripherie der Berge, verschoben werden. Die gerade neu anvertrauten Freunde und Nachbarn werden in den Momenten des Heimwehs wieder zu Fremden des alten Lebens. Auf die Grenzüberschreitung folgen also weitere Grenzen, die inneren wie die äußeren, die zwischen Herberge und Verlorenheit, Gemeinschaft und Einsamkeit, zwischen Winter und Sommer, Leben und Tod, Krieg und Frieden, die immer wieder neu beschritten und ausgehandelt werden müssen.

Die rohe, aber auch idyllische Erinnerung an die Verbannung der Familie in ein Bergdorf in den Abruzzen wird durch ein jähes Ende in die Realität – die Zeitgeschichte des Zweiten Weltkrieges – zurückgeschleudert, als die Ermordung des Ehemannes durch die Nazis in einem römischen Gefängnis erzählt wird. Spätestens hier ist klar, dass Ginzburg  von ihrer eigenen Lebensgeschichte mit ihrem Mann Leone Ginzburg, dem Widerstandskämpfer und Mitbegründer des Einaudi Verlages in Turin, den sie 1938 heiratete und mit dem sie 1940 in die Abruzzen verbannt wurde, berichtet. Ihre Verbannung sollte gewährleisten, dass der Faschistisierungsprozess der italienischen Gesellschaft durch Benedetto Mussolini nicht gefährdet wurde. Spätestens jetzt wird ebenso klar, dass auch das Exil, in dem das junge Paar im Winter Orangen bei Girò kaufte, ein der Vergangenheit angehörendes Paradies der Familie war, in dem die Träume, Hoffnungen und Glaubensbekenntnisse an eine neue Zukunft, die sie einst im Exil begleiteten, ebenso unwiederbringlich sind wie das alte Leben, die Heimat und die Einheit der Familie. Die Authentizität dieser Texte rührt dabei nicht nur von dem Wissen um ihre Wahrheit, sondern auch von ihrer klaren, transparenten Sprache, mit der sowohl die erzählerischen als auch teilweise fast philosophischen Passagen begangen werden und die Ginzburgs gesamtes Werk prägt.

Nachzulesen ist diese Erzählung, diese Lebenserinnerung von Natalia Ginzburg u. a. in Italienische Weihnachten, Die schönsten Geschichten, gesammelt von Klaus Wagenbach, Berlin, Wagenbach 2007 bzw. in der Neuauflage im roten Leinen von 2016. Ursprünglich entstammt der Text dem Erzählungsband Die kleinen Tugenden von Natalia Ginzburg (2. Auflage 2016 im Wagenbach Verlag) und ist die erste Geschichte dieser Sammlung, die die Autorin selbst zusammengestellt hat. Wer die italienische Originalversionen bevorzugt, dem sei der Band Le piccole virtù, a cura di Domenico Scarpa aus dem Turiner Einaudi Verlag von 1998 [Erstausgabe 1962] empfohlen.

Neben Winter in den Abruzzen sind genauso die weiteren Erzählungen bzw. Essays lesenswert, etwa Die kaputten Schuhe/Le scarpe rotte, in der die Bedeutsamkeit der vom Leben gezeichneten, der abgetragenen Schuhe nachempfunden wird. In Stille/Silenzio werden die unterschiedlichen Erscheinungsweisen der Stille und des Schweigens reflektiert. In Menschliche Beziehungen/I rapporti umani werden die menschlichen Beziehungen als ein eindeutiges und unmittelbares Problem in den Blick genommen, als eine täglich immer wieder neu zu erarbeitende Qualität. Da gibt es neben den Familienerinnerungen auch Freundschaften und andere menschliche Beziehungen, etwa die zu dem Schriftsteller Cesare Pavese oder zu Ginzburgs zweiten Ehemann Gabriele Baldini, die nicht die großen, sondern die kleinen Tugenden beschreiben.

»Ich weiß nicht, was mich zum Schreiben antreibt. Ich denke, wir schreiben, um mit unseren Nächsten zu kommunizieren«, sagte Ginzburg einmal in einem Interview über ihr Schreiben. Und so fallen die Texte und ihre Inhalte mit der Form und ihrer Autorin unmittelbar zusammen, werden das Erzählen und das Erzählte zu einer Tugend wie Nächstenliebe, Selbstlosigkeit oder Bescheidenheit. Das Schreiben Ginzburgs ist also noch viel mehr als eine Dokumentation, es ist ein Gespräch, auch mit Ihnen, lieber Leser. Hören sie zu und nehmen sie teil!

Willkommen/Benvenuti 2017

Vespa italiana

Liebe Italienreport Leser!

Ich wünsche Ihnen allen ein frohes neues Jahr 2017, möge es ein besonders gutes, sonniges und italienisches werden. Ich freue mich auf meine treuen Leser genauso wie auf viele neue Interessenten und Followers, die ich herzlich willkommen heißen möchte! Ist es im letzten Jahr etwas ruhig bei Italienreport gewesen, so lag das mit Sicherheit nicht an einem Mangel an Ereignissen, Veranstaltungen, Büchern, Bildern und meteorologischen wie politischen Stürmen, sondern an alltäglichen Anforderungen, die sich, Ihre Redakteurin Rike Römhild, zu bewältigen hatte. Umso mehr freue ich mich auf ein wort- und bilderreicheres Jahr mit Italienreport und all dem, was es hier zu entdecken gibt. Dabei wird es auch eine Neuigkeit geben: alle Beitröge sollen in Zukunft bilingual, also nicht mehr nur auf Deutsch, sondern auch auf Italienisch erscheinen. Der Grund dafür ist plausibel: Italienreport hat weitaus mehr italienische Follower auf Facebook und v. a. bei Twitter gefunden als ich es mir hätte vorstellen können. Und so hoffe ich, unsere deutsch-italienische Freundschaft auch sprachlich auf zwei feste Füße stellen zu können, reichlich zu pflegen und zu gestalten. Anregungen, Lob und Kritik sind herzlich willkommen!

Cari lettori di Italienreport!

Vi auguro un buon anno nuovo 2017, speriamo che diventi un anno particolarmente buono, soleggiato e italiano. Sono molto lieta di incontrare i miei lettori fedeli, ma anche tanti nuovi interessati e followers a cui vorrei dare il benarrivata! L’anno scorso è stato più calmo attorno a Italienreport non perché non ci sono stati vicende, eventi, manifestazioni culturali, libri, quadri e bufere meteorologiche come politiche, ma perché è stato piena di impegni quotodiani e professionale che io, Loro redattrice Friederike Römhild, avevo dovuto di superare. Per di più mi fa piacere cominciare con Italienreportun anno ricco di parole e immagini e con tutto che c’è da scoprire qui. Intanto c’è anche una novità: nel futuro tutti contributi diventano pubblicati bilingui, cioè non solo in tedesco, ma anche in italiano. La causa per questo è plausibile: Italienreport ha trovato molto di più followers italiani su Facebook e sopratutto Twitter che io mi avrei avuto immaginato all’inizio di questo magazzino. E così spero che possa basare nostra amicizia tedesca-italiana anche in senso linguistico su due piedi forti, coltivarla e configurarla riccamente. L’ispirazioni, la lode e la critica sono benvenuti!

Con i saluti migliori,
Rike Römhild